Sonntag, 3. Februar 2013

Augenblicke des Lebens IV / 13 – Verbundenheit im Herzen




Wie sehr hat er sich nach der Zeit des Jahres gesehnt. Endlich hat er Urlaub. Endlich kann er einfach mal nur sein. Endlich muss er mal nicht nur funktionieren, so wie er es in der restlichen Zeit des Jahres tun muss. Endlich kann er so sein wie er ist. Endlich, endlich, endlich. Endlich kann er sich in sein Auto setzen und einfach drauf los fahren, dahin wohin es ihn verschlägt. Einfach da sein, wo sein Herz ihn hinführt. Endlich.
Er könnte ein paar Freunde besuchen. Er könnte aber auch ans Meer fahren. So sehr wie er sich auf diese Zeit auch gefreut hat, so lang erscheint ihm diese Zeit auch zu sein. Klar ein paar Ideen schlummern in ihm, aber so sehr wie er sich nach diesen Wochen gesehnt hat, so sehr erscheint ihm auch die Erschöpfung und das Loch welches sich auftun will. Er spürt das er alleine ist. Zumindest fühlt es sich in diesem Moment so an. Er würde gerne die Zeit mit anderen teilen, aber mit wem. Die Menschen die er jetzt gerne um sich hätte, haben keinen Urlaub mehr. Sie werden schon wieder von ihrem Alltag getrieben.
Am besten wird es sein, wenn er sich jetzt einfach in sein Auto setzt und drauf losfährt. Erst einmal ans Meer. Zeit für sich haben. Ja ,das ist nicht verkehrt. Den Versuch starten, dort wieder ganz bei sich anzukommen. Danach kann er ja noch weiter schauen. Es gibt so viele Plätze wo er sein kann, die er noch nicht kennt und die schön sein müssen, so das er immer weiterziehen kann, solange die Zeit ihn lässt.
Seine Abenteuerlust hat ihn gepackt und all seine Spontanität ist auch wieder vorhanden. Das was ihn ausmacht und er so sehr liebt. Sein erstes Ziele ist das Meer. Er liebt das Meer und freut sich endlich angekommen zu sein, denn so sehr wie die Freude über seinen Urlaub gefasst hat, so sehr macht ihn auch die Erschöpfung zu schaffen, denn je mehr er zur Ruhe kommt, um so mehr macht sich auch etwas Schwermütigkeit breit. Es fällt ihm jeden Tag aufs neue schwer sich aufzuraffen und etwas zu unternehmen. Am liebsten würde er einfach da liegen bleiben, wo er liegt und nichts tun. Nur das geht doch nicht. Man kann nicht einfach nur nichts tun. Es fehlt ihm die wirkliche Inspiration.
Natürlich hat er Ideen, aber keine dieser Aktivitäten berührt ihn wirklich. Er ist am Ende zufrieden, mit dem was er gemacht hat, aber er ist nicht wirklich bei sich. Was soll er aber vom Leben erwarten? So muss er doch zufrieden sein, mit dem was er hat und was er macht. Dennoch fühlt er sich leer und nicht wirklich angekommen. Das ist für ihn das Zeichen, das es Zeit wird vielleicht weiter zu ziehen. Vielleicht ist es der Ort an dem er ist. Das es nicht der Ort ist an dem er sein sollte.
So zieht er immer weiter und versucht seine Ideen umzusetzen. Alles was er tut ist in Ordnung, aber nicht wirklich erfüllend in seinem Herzen. Die Leere und die Erschöpfung bleibt. Gleichzeitig fühlt er sich immer noch getrieben und das ist etwas, was er in dieser Zeit nicht spüren wollte. Getrieben von einem inneren Gefühl und der Zeit. Er hat das Gefühl, das er die Zeit nicht ausfüllen kann und gleichzeitig sie ihn zwischen den Finger zerrinnt.
Mit einem Mal erscheint ihm eine Lösung vor den Augen. Wenn er diese Reise, diese besondere Zeit des Jahres nicht mit den Menschen verbringen kann, mit denen er jetzt gerne zusammen sein möchte, nur weil diesen jetzt nicht gegeben ist, einfach drauf los zureisen, so wie er es macht, warum setzt er sich nicht in sein Auto und fährt zu ihnen? Irgendetwas in ihm sagt, das es jetzt das richtige wäre, einfach in die Nähe zu fahren, sich dort niederzulassen und zu schauen was geschieht. Er möchte die Menschen auch nicht einfach so überfallen und voraussetzen, das sie die Zeit und den Raum auch für ihn haben. Es ist zudem eine Möglichkeit, das sie etwas Zeit miteinander verbringen können. Wer weiß schon was ihn Neues erwarten wird.
Zu seiner großen Überraschung wird er mit offenen Armen willkommen geheißen, obgleich er einfach so aufgetaucht ist und niemand vorher Bescheid wusste. Sollte er sich die Frage stellen, warum ihm so daran gelegen war, Zeit mit dieser Frau die er vor Jahren aus den Augen verloren hatte, zu verbringen? Nein. Das möchte er nicht. Er möchte so wie die ganzen Tage vorher auch schon alles auf sich zukommen lassen und die restliche Zeit die er jetzt in seinem Urlaub noch zur Verfügung hat genießen.
Irgendetwas ist anders.
In ihrer Gegenwart spürt er so viel Wärme und Nähe in sich, das er es kaum fassen kann. Ein Mensch, ein Ort und er kann sich einfach so fallen lassen. Er macht genau das, wovor er eigentlich Angst hat, denn er könnte sich darin verlieren. Das wäre in seinen Augen eine Katastrophe. Nun steht er vor ihr und all das was ihn zu schaffen macht ist verschwunden. Es ist als würde sie seine Seele berühren und alle das schenken wonach er sich gesehnt hat. Auf einmal ist einfach alles da. Kann er dem Gefühl vertrauen oder ist es nur wieder eine Irritation oder eine Illusion der er verfallen könnte, nur weil sein Innerstes komplett verrückt spielt und er es nicht mehr einzuschätzen vermag. Allerdings kann er nicht anders, als dieses ganze Erleben in sich aufzusaugen, denn in ihm kommt so viel zum tragen, das er auch etwas zurückgeben kann. Er fühlt sich vollkommen, entspannt und dynamisch. Als würde das Kind im Manne wieder erwachen. Eine unsagbare Nähe und Intensität kann er in sich erleben, wobei es ihm auch immer wieder unheimlich erscheint.
Nur wenn eines ganz klar und zu spüren ist, dann, das sie sich beide diesen Augenblicken einfach hingeben. Sie ist Balsam für sein Herz und seine Seele, selbst in dem Bewusstsein, das er bald schon wieder abreisen muss.
Nur was ist dann?
Sie möchten die Zeit einfach genießen, die Intensität erleben und alles was für sie vorher gesehen ist, wird sie auch erreichen. Er will alles auf sich zukommen lassen, aber er weiß bei dem Moment der Abreise, das es ein neuer Beginn ist.
Erfüllt von Liebe, Leben und der Erinnerung an diese Zeit, kehrt er in seinen Alltag zurück, mit der Verbundenheit im Herzen, die ihn nicht loslässt, sondern jeden Tag aufs Neue begleitet.

© by Emma Wolff (26.1.2013)




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