Es
ist noch tiefe Nacht und gleichwohl dringt durch die Fenster ein
heller Schein. Jeder einzelne Ast der Tannen vor dem Haus ist zu
erkennen. Die Dächer sind weiß umhüllt. Sie steht auf und geht zum
Fenster, derer Blick für sie immer offen ist. Sie mag es nicht, wenn
sich die Sicht in die Weite verbarrikadiert, deshalb lässt sie auch
in der Dunkelheit die Vorhänge immer offen. Im Licht der Laterne
sieht sie, das es unerschütterlich schneit. Ein kalter Schauer läuft
ihr über den Rücken. Dessen ungeachtet bleibt sie einen Moment da
stehen und schaut in die weiß leuchtende Dunkelheit. Alles ist ganz
still. Auch von draußen ist kein Geräusch zu vernehmen. Als wäre
Alles in einen tiefen Schlaf gehüllt. Ein tiefer Schlaf, der nur sie
unberührt lässt. Sie legt sich in dieser ungewöhnlichen Finsternis
wieder ins Bett. Sie schaut und betrachtet von dort aus, weiter die
hellen Umrisse der Bäume. Jeden einzelnen Zweig. In ihren Gedanken
tauchen die Bilder der Tage, ja der Jahre auf, die sie diese Tannen
schon beobachtet hat. Wie die Vögel darin ihre Nester gebaut haben.
Wie sie die Jungen beim wachsen beobachten konnte. Wie sie fremde
Tiere verscheucht haben und auch wie sich der Anblick dieser Bäume
jeden Tag ändert und sie das alles miterleben darf. Allerdings kann
sie sich auch nicht erinnern, dass sie solch ein Schauspiel, wie in
dieser Nacht, schon so bewusst erleben durfte. Sie, obgleich tiefe
Nacht herrscht und der Himmel von der Dunkelheit des Neumondes
überzogen ist, alles in solch einem strahlenden hellem Licht
wahrnehmen und sehen durfte. So gesehen, genießt sie es einfach nur,
freut sich über ihr Glück des Erlebens, bis sie irgendwann einfach
nur einschläft.
Jeden einzelnen Augenblick saugt sie regelrecht in sich auf, bevor sie sich in ihren Tag begibt, in die silberweiße, helle und strahlende Weite und Stille hinaus zu marschieren, um einfach nur zu sein.
Einfach nur zu sein, mit allem was in ihr lebt und sie umgibt. Voll ihrer Liebe, dem Leben, vollkommenen Frieden, inmitten der tiefen weißen Stille.
© by Emma Wolff (25.1.2013)
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