Sonntag, 16. Dezember 2012

Geschichten des Lebens XLVII – Der Weihnachtsmann



Mama“, ruft Anton zur Tür herein, „ich möchte jetzt nicht gestört werden. Ich muss jetzt meinen Wunschzettel schreiben.“
Seine Mutter schaut ihn nur nickend mit großen Augen an und sieht wie der kleine Junge die Türe zu seinem Zimmer hinter sich schließt, gefolgt von einem schmunzeln, da es sein erster selbst geschriebener Brief an den Weihnachtsmann sein wird, da er ja gerade erst das schreiben lernt. Von seinem Schreibtisch nimmt Anton sich einen Malblock und seine ganzen Stifte, setzt sich auf den Boden und überlegt, was er sich denn alles wünscht. Er ist so aufgeregt und kann es kaum noch erwarten bis der Weihnachtsmann kommt. Als er eine Idee hat, beginnt er auch sofort in Lautschrift zu schreiben, so wie er es in der Schule bisher gelernt hat.

LIBR WEINACHZMAN.
ECH WÖNSCHE MIA SO WEINACHDEN EIN FOASCHONKSSCHBIL.
ONT EIN

Auf einmal hört er auf zu schreiben, weil die Aufregung und die vielen Gedanken ihn einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. „Gibt es überhaupt den Weihnachtsmann?“, denkt sich Anton weiter, „Ich habe ihn noch nie gesehen. Zumindest habe ich nie gesehen wie er die Geschenke bringt. Meine Wünsche gebe ich ja auch immer an Mama oder Oma weiter. Wie kann ich nur herausbekommen ob es ihn wirklich gibt oder nicht?“
Er grübelt eine Weile noch vor sich hin und malt so ganz nebenbei. Der Wunschzettel ist erst einmal wieder in Vergessenheit geraten.
Am nächsten Morgen bringt ihn seine Mutter so wie jeden Tag zur Schule. Kurz bevor er in den Klassenraum geht, stellt er fest, das er unbedingt jetzt noch mit seiner Mutter über seinen Plan reden muss, wie er es vielleicht schaffen kann, den Weihnachtsmann direkt am Heiligenabend zu sehen.
Ach Mama, ich möchte zu Weihnachten nicht in die Kirche gehen!“ stellt er so in den Raum.
Seine Mutter stutzt sehr und fragt, „Wieso denn nicht? Du gehst doch sonst gerne in die Kirche!“
Na, wenn ich nicht in die Kirche gehe, dann kann ich sehen wie der Weihnachtsmann meine Geschenke bringt.“ baut er sich vor ihr auf.
Seine Mutter musste sehr grinsen. „Du warst doch letztes Jahr schon nicht in der Kirche, genau aus diesem Grund. Und hast du den Weihnachtsmann gesehen?“ Anton überlegt einen kurzen Moment. „Ja! Nein! Ja.“, stammelte er und musste ihr zustimmen, als er feststellte, das sein Plan damals gescheitert war. Also grübelte er angestrengt weiter, während er seine Jacke auszog. Auf einmal erhellt sich sein Gesicht wieder. Jetzt weiß er warum er im letzten Jahr den Weihnachtsmann nicht sehen konnte. Das soll ihm dieses Jahr nicht mehr geschehen.
Ok, dann gehe ich in diesem Jahr nicht in die Kirche und auch nicht baden!“,
entgegnet er triumphierend, dreht sich ohne ein weiteres Wort abzuwarten auf dem Absatz um und verschwindet in seinem Klassenzimmer.
© by Emma Wolff (2.12. 2010)





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