Die letzten Tage der Fastenzeit stehen nun an. Bald ist es
geschafft, der Gründonnerstag, Karfreitag und dann die Osterfeiertage stehen
direkt vor der Tür. Diese Tage stehen laut Wegbegleiter der Evangelischen
Kirche unter dem Motto „Gottes großes Herz“.
Es schien mir erst zu komplex hier darüber zu schreiben, da
es keine Predigt werden soll und ich in dem Bewusstsein bin, das hier nicht nur
Christen lesen, was dem Thema entsprechend sehr schön und sehr gut ist.
Zumindest nach meinem Empfinden. Gleichzeitig stellte sich in mir ein Gefühl
ein, das dieses Thema, zu groß für mich ist, das es Anmaßend wäre, wenn ich
über Gottes großes Herz schreiben würde. Also ließ ich dieses Thema in mir
Ruhen. Ich ließ das Grübeln, die Gedanken und alle Gefühle in mir einfach los, damit
in mir Stille einkehrte und ich mir auch wieder näher kam. Sofort viel mir eine
Anekdote aus meinem Leben, besser gesagt aus dem Zusammenleben mit meinem
kleinen Sohn der ein ganz besonderer Mensch ist. Selbstverständlich ist jeder
Mensch auf seine Art und Weise besonders und individuell, aber durch seine
angeborene etwas andere Wahrnehmung, ist er noch einmal sehr speziell. Manchmal
habe ich das Gefühl, das er in seinem besonderen Wesen, Gott sogar ein Stück
näher ist, als wir es in Wort und Gedanken je greifen könnten.
In der ersten Klasse, während des Religionsunterrichts,
wurde die Standartfrage gestellt, „Wo lebt Gott?“ Selbstverständlich kamen dann
die üblichen Antworten wie der Himmel oder in der Kirche, wobei laut Lehrerin
es doch sehr ruhig war mit Antworten, weil sich die wenigsten Menschen darüber
Gedanken gemacht haben. Da es in ihrem Unterricht so üblich war, das jeder der
Reihe nach eine Antwort geben musste, war dann auch mein Sohn an der Reihe und
seine Antwort, verblüffte sie so sehr, das sie mich danach ansprach. „Gott lebt
in meinem Herz.“
Selbst heute, nach Jahren, berührt mich diese Antwort immer
noch sehr und lässt mich eine Gänsehaut bekommen. Wo sollte Gott sonst wohnen,
als in uns? Ist es nicht der Gedanke an ihn, der uns Kraft gibt? Ist es nicht
der Gedanke an ihn, der in uns Frieden einkehren lässt und uns Liebe verspüren
lässt? Und jeder Gedanke ist nun einmal ein Teil von uns so ist Gott auch ein
Teil in uns. So kann Gott durch uns, wenn wir unsere Herzen öffnen, Güte verteilen,
Mitgefühl und Liebe verteilen, ja auch für Frieden sorgen, weil er in unseren
Herzen wohnt. Wir können die Größe seines Herzens, durch uns leben lassen und
der Welt zuteil kommen lassen. Es ist nicht Gott der uns straft und liebt, es
ist etwas was wir selber in uns erleben und ausleben können. Es hat auch etwas
vom Buddhismus, denn nicht Buddha ist der den du anbeten sollst. Du bist
Buddha. Jeder ist Buddhanatur. So wie jeder Buddha sein kann, so kann auch
jeder Gottes großes Herz in sich tragen. Selbst wenn es uns durch die Gedanken
und unser Ego nicht immer gelingt, diese unermessliche Größe zu verspüren, so
sollten wir im Herzen immer offen bleiben, damit wir uns die Möglichkeiten, die
wir in den letzten Wochen durchlebt haben, nicht wieder einreisen. Einfach
damit wir immer die Gelegenheit haben, Gottes großes Herz zu leben, zu teilen,
in dessen Weite und Raum für Jeden Platz ist und auch reichlich an Liebe und
Mitgefühl vorhanden ist, einfach um glücklich, frei, mitfühlend und voll Liebe
zu sein.
Es erscheint wieder einmal sehr Illusionär und Naiv, jedoch
gebe ich die Hoffnung nicht auf, das wir selbst in einer schweren Zeit, die uns
bevor steht, sie besser überstehen können und durch all das eine bessere und
schöner Welt schaffen können. Ja, dieser Hoffnung bin ich erlegen, immer im
Glauben an das Gute, aber das gibt mir selbst mit dem Blick auf das Böse die
Kraft immer weiter zugehen und da weiterzumachen wo ich jetzt stehe. Ganz so
wie ich bin und ganz bei mir, voll Liebe und Vertrauen in alles was ist.
Vielleicht liegt ja auch gerade da ein kleines Stück, von Gottes großem Herz.
Emma Wolff
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