Sonntag, 13. Januar 2013

Augenblicke des Lebens I / 13 - Augenblick voll Glück





Die Zeit wirkt schnell. Für sie erscheint die Zeit einfach zu schnell. Alles, selbst wesentliche und grundlegende Entscheidungen sollen, sofort getroffen werden. Eine Kommunikation soll und muss überall gewährleistet sein und für die wirklich wichtigen Dinge, die sozialen und zwischenmenschlichen Angelegenheiten fehlt am Ende die Kraft. Ein Leben, wie sie es sich nicht wünscht. Sie möchte sich diesem am liebsten voll und ganz entziehen, aber es ist vollkommen unmöglich in ihrem Alltag.
Sie sieht wie die Menschen immer mehr gestresst und gehetzt sind. Dem, was sie eigentlich wollen, können sie nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie eigentlich dafür geben wollen und bemerken bei all der Kommunikationsüberflut gar nicht mehr, wie sehr sie sich voneinander entfernen und die Menschen sich auch immer mehr in sich zurückziehen, weil sie für alles weitere keinen Antrieb haben, es überhaupt noch zu erkennen. Sie sieht, wie die Menschen resignieren, vor dem technologischen Fortschritt und sich dem ganzen Wahnsinn voll und ganz ergeben, immer in der Hoffnung es würde jemand kommen und sie erlösen. Nichts darf mehr einen Moment andauern. Alles muss auch sofort geschehen.
Die Achtsamkeit, die damit verbunden ist, ist verloren gegangen, ebenso wie die Liebe, die man bei allem was man tut verspüren sollte, einfach abhanden gekommen ist. Zumindest spüren all ihre Lieben, das in ihrem Schaffen und Tun nicht mehr. Die Traurigkeit und Lethargie hat in den letzten Monaten und Jahren immer größere Kreise gezogen. Die kleinen Wunder des Lebens können nicht mehr gesehen werden, denn die Angst hat sie zu sehr in den Bann der Schnelligkeit gezogen.
Sie wiederum hat für sich schon vor Jahren beschlossen, das sie diesem ganzen Irrsinn nicht verfallen will und kann. Sie spürte sehr schnell, was tut ihr gut und was nicht. Sie schaute wo braucht sie all diesen Fortschritt und wo kann und muss sie darauf verzichten. Sie verteufelt all die Zeit nicht, denn es macht sehr vieles auch einfacher, aber das Menschliche, das Persönliche zu all ihren Lieben, das muss und möchte sie nicht auf diese Art und Weise leben, wie all das, was sie in ihrem Alltag erleben muss. Sie spürt das sie etwas anders machen muss, doch dann ist ihr auch gewiss, das sie die Menschen um sich herum auch erreichen wird.
So setzt sie sich auch an diesem Tag wieder einmal hin, packt ihr Briefpapier und ihren Füllfederhalter aus und schreibt jedem Menschen den sie in ihrem Herzen trägt einen Brief.
Sie schreibt jedem, bei dem sie das Gefühl hat, dieser Mensch braucht einen ganz besonderen Moment der Aufmerksamkeit und Liebe. Einen Augenblick, in dem sie ganz bewusst, nur diesem Menschen, ein paar Gedanken aus ihr heraus schreibt, damit er beim Empfangen dieser Zeilen das Gefühl bekommt, dass er durch die Zeit die sie mit dem Schreiben des Briefes an ihn, eine Umarmung und einen wärmenden Moment der Ruhe und der Liebe verschenkt, welches er verspürt, wenn er den Brief liest oder wenn es ganz notwendig war, noch eine Weile in ihm leben und ihn begleiten kann.
Es ist nicht selten, dass sie keine Reaktion darauf bekommt. Jedoch, weiß sie genau wie es den anderen geht, so dass sie nicht umhin kann, als dieses Ritual weiterzuführen, da sie zum einen spürt, das all ihre Worte, Gedanken und Liebe ankommt. Zugleich wie sie Kenntnis darüber hat, wie sehr dieses Gefühl gebraucht wird, dass sie das Schreiben der Briefe so sehr erfüllt, das sie in dem Moment unendlich bei sich, in ihrem Frieden und voll mit Liebe und Glück ist.


 © by Emma Wolff (6.1.2013)



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