Jeden Tag versucht sie sich nicht von den tristen Farben des
Alltags einfangen zu lassen. Alles ist grau in grau und selbst die weise Pracht
des Schnees hat es die Tage nicht geschafft, in Beständigkeit liegen zu bleiben
und hat sich nur in Regen verwandelt. Dann ist es eigentlich auch nicht
schlimm, das sie viel zu tun hat und sich auch noch mit einer Erkältung durch
die Tage schleppt. Sie macht in ihrer Einsamkeit ihre Arbeit und lebt so vor
sich hin. Immer wenn dunkle Gedanken, passend zu dem äußeren Geschehen
aufkommen wollen, versucht sie sich an den Kleinigkeiten die sie entdeckt zu
erfreuen. Sei es ein neuer Trieb einer Pflanze, eine neue Blüte die zu strahlen
scheint oder ein bewusster Augenblick der Stille. Irgendwie funktioniert es,
aber ihr fehlt etwas. Die Kälte der Farben und von außen, wollen sich in ihr
breit machen. Sie spürt immer mehr, dass ein Kampf dagegen sie nur noch mehr
belasten würde, deswegen gibt sie es einfach auf. Lässt alles geschehen und was
sie nicht glaubte, das so viel Schönes aus ihr heraussprudeln kann, das die
Arbeit einfach läuft ohne das sie sich weit Gedanken darüber macht. Sie hat
einfach aufgehört zu denken, ist da wo sie ist und nur hin und wieder sehnt sie
sich nach einem Moment wärme. Wärme, die ihre Seele streichelt und das Herz
berührt. Es erscheint ihr wie ein Wunder. Kaum geht es ihr wieder etwas besser,
die Arbeit hat sich vom Tisch weggearbeitet, reißt die Wolkendecke am Himmel
auf. Eine schon fast ungewohnte Helligkeit und Wärme erfüllt ihren Raum. Ein
Lächeln verspürt sie in ihrem Gesicht. Ein angekündigter Termin soll der
nächste Punkt an diesem Tag sein. Sie will aber raus, einfach in die Natur und
sein. Sie möchte aber auch diesen Termin wahrnehmen. Also greift sie nach dem
Telefon und sagt ihren Abholdienst ab. Etwas Unverständnis kommt ihr entgegen,
da der Weg doch so weit sei und der Berg etwas beschwerlich. Wenn sie unbedingt
laufen möchte, könne sie doch auf dem Heimweg laufen. „Da scheint aber keine
Sonne mehr und ich brauche jetzt Sonne.“ Sie ist sehr erstaunt über ihre
Entschiedenheit, aber sie freut sich gleich noch mehr auf die Zeit die jetzt
kommen soll. Genau das wonach sich ihr Herz sehnt. Ja, ihr Innerstes regelrecht
schreit. Sie nimmt sich das, was sie braucht und was ihr gut tut. Ja, das ist Achtsamkeit.
Nicht nur machen, sondern auch auf das Herz hören. Einfach nur sein.
So geht sie extra einen Umweg, damit sie in der Stadt der
Natur noch ein ganzes Stück näher kommt. Immer wieder bleibt sie einen
Augenblick stehen, um so tief Luft zu holen, als würde die Zeit anhalten und
sie den Moment, die Sonne und die Wärme in dieser tristen Zeit tief in sich
aufzusaugen. Wie eine Batterie die sich auflädt, damit sie in den nächsten
Tagen und Wochen wieder aufladen kann. All der Trübsinn, all die Gedanken sind
wie verflogen und als sie an ihrem Ziel ankommt, ist sie wie ausgewechselt in
der Sicherheit und mit dem Vertrauen in ihre Intuition und der neuen Energie in
ihrem Herzen, welches sie um ein weiteres mehr Strahlen lässt.
(© by Emma Wolff, 7.2.2016)
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