Sonntag, 28. Februar 2016

Ein Sonnenstrahl




Jeden Tag versucht sie sich nicht von den tristen Farben des Alltags einfangen zu lassen. Alles ist grau in grau und selbst die weise Pracht des Schnees hat es die Tage nicht geschafft, in Beständigkeit liegen zu bleiben und hat sich nur in Regen verwandelt. Dann ist es eigentlich auch nicht schlimm, das sie viel zu tun hat und sich auch noch mit einer Erkältung durch die Tage schleppt. Sie macht in ihrer Einsamkeit ihre Arbeit und lebt so vor sich hin. Immer wenn dunkle Gedanken, passend zu dem äußeren Geschehen aufkommen wollen, versucht sie sich an den Kleinigkeiten die sie entdeckt zu erfreuen. Sei es ein neuer Trieb einer Pflanze, eine neue Blüte die zu strahlen scheint oder ein bewusster Augenblick der Stille. Irgendwie funktioniert es, aber ihr fehlt etwas. Die Kälte der Farben und von außen, wollen sich in ihr breit machen. Sie spürt immer mehr, dass ein Kampf dagegen sie nur noch mehr belasten würde, deswegen gibt sie es einfach auf. Lässt alles geschehen und was sie nicht glaubte, das so viel Schönes aus ihr heraussprudeln kann, das die Arbeit einfach läuft ohne das sie sich weit Gedanken darüber macht. Sie hat einfach aufgehört zu denken, ist da wo sie ist und nur hin und wieder sehnt sie sich nach einem Moment wärme. Wärme, die ihre Seele streichelt und das Herz berührt. Es erscheint ihr wie ein Wunder. Kaum geht es ihr wieder etwas besser, die Arbeit hat sich vom Tisch weggearbeitet, reißt die Wolkendecke am Himmel auf. Eine schon fast ungewohnte Helligkeit und Wärme erfüllt ihren Raum. Ein Lächeln verspürt sie in ihrem Gesicht. Ein angekündigter Termin soll der nächste Punkt an diesem Tag sein. Sie will aber raus, einfach in die Natur und sein. Sie möchte aber auch diesen Termin wahrnehmen. Also greift sie nach dem Telefon und sagt ihren Abholdienst ab. Etwas Unverständnis kommt ihr entgegen, da der Weg doch so weit sei und der Berg etwas beschwerlich. Wenn sie unbedingt laufen möchte, könne sie doch auf dem Heimweg laufen. „Da scheint aber keine Sonne mehr und ich brauche jetzt Sonne.“ Sie ist sehr erstaunt über ihre Entschiedenheit, aber sie freut sich gleich noch mehr auf die Zeit die jetzt kommen soll. Genau das wonach sich ihr Herz sehnt. Ja, ihr Innerstes regelrecht schreit. Sie nimmt sich das, was sie braucht und was ihr gut tut. Ja, das ist Achtsamkeit. Nicht nur machen, sondern auch auf das Herz hören. Einfach nur sein.
So geht sie extra einen Umweg, damit sie in der Stadt der Natur noch ein ganzes Stück näher kommt. Immer wieder bleibt sie einen Augenblick stehen, um so tief Luft zu holen, als würde die Zeit anhalten und sie den Moment, die Sonne und die Wärme in dieser tristen Zeit tief in sich aufzusaugen. Wie eine Batterie die sich auflädt, damit sie in den nächsten Tagen und Wochen wieder aufladen kann. All der Trübsinn, all die Gedanken sind wie verflogen und als sie an ihrem Ziel ankommt, ist sie wie ausgewechselt in der Sicherheit und mit dem Vertrauen in ihre Intuition und der neuen Energie in ihrem Herzen, welches sie um ein weiteres mehr Strahlen lässt. 

(© by Emma Wolff, 7.2.2016)

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