Einen
kleinen Moment ausruhen. Einfach nur hier hinsetzen und nichts tun.
Ja, das ist es, was ihm jetzt gut tun würde. Vor noch nicht allzu
langer Zeit hätte er sich das nicht zugestanden. Zu sehr war er
damit beschäftigt, Terminen hinterher zu jagen oder es anderen
Menschen Recht zu machen. Immer mehr wird ihm jetzt bewusst, dass es
nicht gut für ihn und seine Familie war. Alles blieb auf der
Strecke. Alle mussten darunter leiden. Sie litten nicht, weil es
ihnen schlecht ging. Ganz im Gegenteil, denn sie haben alles, was
sich die meisten Menschen wünschen und das im Überfluss. Nein, sie
litten wegen mangelnder Zeit. Jedoch noch viel mehr litten sie
darunter, wie er sich für diese Illusion und für den Materialismus
zu Grunde richtete. Nur wofür? Für ein Leben welches ihn nicht
wirklich erfüllt. Er erkennt immer mehr, für wie viel Schönheit
seine Augen einfach Blind waren. Er muss deutlich feststellen, dass
das was ihn glücklich macht nicht zu kaufen ist. Das der wirklich
wahre Luxus die Zeit, die Achtsamkeit für sich und seine Umwelt ist.
Momente in denen er einfach sein kann, so wie jetzt in diesem
Augenblick.
Er
hätte sich niemals träumen lassen, alle seine Vorsätze über Bord
zu werfen, um ein Leben zu führen, welches im Außen nur belächelt
wird oder ganz und gar verachtet wird. Er macht nur noch Aufgaben die
ihn erfüllen. Er hat Zeit und nimmt sich diesen Luxus des Lebens
einfach heraus, denn er möchte nicht so enden wie viele andere
Menschen, die er sehr geliebt hatte. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da
sind, muss er erkennen, dass sie ihr Leben nie wirklich gelebt haben.
Sie sind stetig nur irgendwelchen Wunschbildern und Erwartungen
hinterher gerannt. Am Ende aber, haben sie sich selbst zerstört.
Alleine das pure Beobachten dessen, war für ihn unerträglich. Er
konnte nicht umhin zu erkennen, dass er es allen gleich tat.
Sofort
musste eine Veränderung her. Es war nicht einfach. Nicht nur, weil
die Strukturen in der er sich befand zerbrachen, sondern auch das Ego
sich sehr stark meldete und nach seiner Bestätigung suchte. Es rief
erst einmal die ganzen existenziellen Ängste auf den Plan.
Gleichzeitig traf er auch auf sehr viel Unverständnis in seiner
Umwelt. Viele Menschen musste er ziehen lassen. Obgleich er es sich
vor ein paar Wochen nicht hätte Träumen lassen, er fühlt sich
jetzt besser so wie es ist. Er fühlt sich erleichtert und freier mit
dem was er hat und vor allem, ohne Menschen die ihm sagen, was er
alles besitzen müsste oder was er zu tun und zu lassen hatte. Ohne
Menschen, die ihre Erwartungen auf ihn projizieren wollen.
Er
ist so dankbar für all das was er hat. Die Menschen die ihn lieben
und diesen Weg begleiten. Er ist noch dankbarer, für das Leben,
welches er hat und jetzt nach und nach immer mehr lebt und genießt.
Jeden Tag geht er ein Stück weiter. Jeden Tag kommt er immer mehr
bei sich an. Fernab von den Illusionen. Ganz da, wo er ist, bei sich
im Leben. Jeden Tag kann er aufs Neue erkennen, das es nichts gibt
wovor er Angst haben muss, nur um zu Leben und von den Menschen
umgeben zu sein, die er aus der Tiefe seines Herzens liebt. All diese
bedingungslose Liebe die er bekommt und in sich verspürt, erscheint
ihm das größte Geschenk des Lebens zu sein. Jeden Tag entkommt er
immer mehr dem Leid und sieht die Aufgaben, die ihn umgeben. Die
Aufgaben, die ihn erfüllen und genau das bringen was Notwendig ist
für ihn und seine Lieben. Mehr braucht er nicht.
Genau
deswegen, kann er sich jetzt auch auf diese Bank setzen, tief Luft
holen, den Moment einfach auf sich wirken lassen und überwältigt
sein, von der Vielfalt der Farben, die ihn umgibt. Die Farben der
Natur und des Herbstes. Die Farben und die Schönheit der
Vergänglichkeit des Lebens, die er in solch einer Intensität nie
bewusst wahrgenommen hat. Er saugt es regelrecht in sich auf, all die
Schönheit die er sieht und weiß, das sie in ihm noch lange bestehen
wird. Ein Teil der Vergeht, weil es ein Ende hat und ihm zugleich
noch genauer den Neubeginn aufweist und den Weg seines Lebens, den er
gerne geht, da er genau spürt, das er jetzt nach vielen Irrwegen auf
den rechten Wegen ist und sie einfach nur weitergehen muss.
Er
spürt das noch sehr viel Schönes unbekanntes ihn erwarten wird. Das
es auch hier Hindernisse geben wird, aber er liebt so sehr, das er
einfach nur gehen und leben will. Fortan, ganz bei sich, in diesem
Frieden, ohne eine Suche, einfach Leben.
©
by Emma Wolff (24.09.2012)
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