Wir
müssen noch warten hat seine Mutter gesagt. Irgendwie kann und möchte er das
nicht verstehen. Sie hatten doch einen Termin? Wieso soll er jetzt noch warten?
Er will nicht hier sein. Er will nicht warten. Es nervt ihn.
Nun
soll er auf einem Stuhl sitzen und warten. Das will er nicht.
Er
schaut sich im Raum um. Da ist aber nichts was ihn interessieren könnte. Also
beobachtet er seine Mutter und schaut zu wie sie sich eine Zeitschrift aus dem
Regal nimmt und einfach zeitvertreibend in dieser Blättert. So schnell wie das
geht, kann es nicht sein das sie darin liest. „Sie schaut garantiert nur die
Bilder an.“, stellt er für sich fest. Er weiß, dass seine Mutter sonst nie
solche Zeitschriften liest. Es langweilt ihn so sehr hier zu sitzen, nur weiß
er, dass seine Mutter nicht einfach so wieder gehen würde. Ebenso wie er auch
weiß, dass er sich eher Ärger einhandelt, wenn er jetzt meckert und jammert.
Seine Mutter mag das nicht. Vor allem in solchen Situationen, die sie nicht
ändern kann. Also schaut er abermals im Raum herum und betrachtet alles ganz
genau. Nur irgendwie will die Zeit nicht vergehen. Es bleibt ihm nichts anders
übrig, als weiter zu warten.
Er
steht auf und geht zum offenen Fenster. Er legt seine Arme auf die Fensterbank,
verschränkt seine Hände und legt ganz vorsichtig sein Kinn darauf. Er
beobachtet wie die Bäume sich durch den Wind bewegen. Sie sind schon nicht mehr
ganz so grün. Einige von ihnen haben schon farbige Blätter. Hin und wieder sieht
er, wie diese von den Bäumen fallen, durch den Wind nach oben getrieben werden,
herumwirbeln um dann irgendwann ganz sanft zu Boden fallen. Immer wieder
betrachtet er einzelne tanzende Blätter in der Luft. Er möchte irgendwann auch
einmal fliegen können. Eigentlich findet er es sehr schade das Menschen nicht
fliegen können, so wie die Vögel. Ohne in einem Raum zu sein, ohne eine
Maschine, so wie es diese Blätter tun. Einfach fliegen und schweben und den
Wind direkt auf der Haut spüren. Er würde sich als aller erstes die Stadt von
oben anschauen. Er möchte sein Haus einfach mal von oben sehen. Die Wege, die
er jeden Tag läuft mal abfliegen. Ja, das wäre schön. Er stellt sich aufrecht
vor das Fenster, breitet die Arme aus und schließt die Augen. Hin und Wieder
kann er den Wind spüren. Er holt ganz tief Luft. Mit einem Mal fühlt sich alles
ganz anders an. Er spürt den Boden unter seinen Füßen nicht mehr und es ist als
würde ihn etwas nach oben ziehen. Ihm wird etwas komisch zu Mute und öffnet
ganz schnell die Augen. Sofort bemerkt er, dass er schwebt und immer höher
treibt. Wie in einem Fahrstuhl wird er von der Luft ganz sachte immer weiter
nach oben gedrückt. Er ist so fasziniert und vor Freude verblüfft, dass er nur
noch staunen kann. Er fliegt.
Endlich,
fliegt er in den Himmel zu den Wolken.
Endlich geht sein größter Traum in Erfüllung. Auf einer Wolke hört seine Reise
nach oben auf. Er kann sich ganz beruhigt auf ihr nieder lassen. Er legt sich
auf seinen Bauch, legt wie auf der Fensterbank seinen Kopf auf seine
verschränkten Hände und schaut nach unten. So gleitet er hoch oben sanft auf
der Wolke den blauen Himmel entlang und kann die Dächer der Stadt von oben
betrachten. Er liegt einfach nur da und schaut zu, wie alles an ihm vorbei
zieht. Seine Augen strahlen und er ist so begeistert, das Alles noch schöner
aussieht, als er es sich vorgestellt hatte.
Mit
einem Mal erschrickt er, da er eine Hand auf seiner Schulter spürt. Und ganz
dumpf im Hintergrund hört er die Stimme seiner Mutter. „Na bist du wieder am Träumen?
Das Warten ist zu Ende. Du bist jetzt dran.“
Ja,
er hat geträumt, aber es war ein so schöner Traum, das er nichts anderes sagen
kann als... „Eines Tages werde ich zu den Wolken fliegen.“
© by Emma Wolff (31.8.2012)
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