Ein schwüler heißer Frühsommertag neigt sich seinem
Ende entgegen. Die Hitze der Stadt scheint sich nicht legen zu wollen. Nur in
die Dachgeschosswohnung kann ab und zu ein warmer Windhauch gelangen. Alle Fenster
sind geöffnet. Das Licht, welches von draußen herein fällt, schimmert golden
von der sich zum untergehen bereit machenden Sonne.
Immer wieder fällt ihr Blick über die Dächer der
Stadt und sie freut sich auf die Abkühlung, die in ihrer Hoffnung die Nacht mit
sich bringen wird. Ein lieblich süßer Duft liegt im Raum. Der Anblick der
dunkelroten Erdbeeren in Verbindung mit all den wundervollen Gerüchen in ihrer
Küche, lässt all ihre Sinne in Vorfreude auf das Essen beflügeln. Sie fühlt
sich wie in einem Glücksrausch. Hin und wieder durchfährt ihren Bauch ein
Kribbeln. Sie verspürt die kleinen feinen Bewegungen in ihrem Leib, die sie
ganz und gar mit Liebe erfüllen. Immer wieder unterbricht sie ihre Arbeit, legt
behutsam die Hände auf ihren Bauch und möchte so schon Kontakt mit dem
ungeborenen Kind aufnehmen, welches sie gerade in sich trägt. Zu gerne möchte
sie sich all dem Ganzen einfach nur so hingeben. Jedoch so richtig scheint ihr
das nicht zu gelingen. Ihre Gedanken kreisen dafür in zu verschiedenen Bahnen.
Was wird die Zukunft ihr bringen? Wie soll alles
werden? Angst und Zweifel machen sich immer wieder in ihr breit. Sie weiß, dass
sie etwas ändern muss. Jedoch sie weiß nicht, wie es in der Realität
funktionieren soll. Zu unheimlich wird das Leben, welches sie umgibt. Auf der
einen Seite freut sie sich unendlich auf das Kind. Aber auf der anderen? Wenn
sie alles ganz nüchtern betrachtet, so stimmt rein gar nichts. Zu unberechenbar
ist alles geworden. Zumindest erscheint ihr das so. Oder sollte das Leben
einfach so sein?
Wie sollte das Leben denn sein? Stellt sie einfach
nur zu viele Ansprüche an sich und das Leben? Sie möchte einfach nur das ihr
Kind in Frieden und Harmonie aufwächst und ohne Angst und Gewalt. Es ist, als
wenn sie vor einer Mauer steht und keine Antworten finden kann.
Kompromisse!
Sollte sie mehr Kompromisse eingehen? Doch alles
was sie macht und tut empfindet sie als einen großen Kompromiss. Ein Kompromiss
bestehend aus ganz vielen kleinen Kompromissen.
Alternativen?
In regelmäßigen Abständen suchte sie schon nach
Alternativen. Gibt es jene überhaupt?
Egal wie sie es dreht und wendet, jede Variante, jede auch nur gedachte
und durchgespielte Entscheidung würde schwerwiegende Konsequenzen nach sich
ziehen. Sie schüttelt für sich abermals den Kopf in ihrem Zwiegespräch der
Gedanken.
Nein. Für sie steht fest, dass es so nicht weiter
gehen kann. Auch wenn sie das „Wie“ in diesem Augenblick noch nicht erkennen
kann, so ist sie sich sicher, dass sich das auch noch finden wird. Jetzt möchte
sie sich lieber wieder auf das Essen und die wunderbar duftenden Erdbeeren
freuen und den begonnenen Abend in Ruhe genießen, verweilend in der Hoffnung,
das die Nacht etwas Abkühlung bringt.
Aus dem Nebenraum sind leise Geräusche zu
vernehmen. Sie ist nicht alleine zu Hause. Ihre Schwiegermutter ist im
Wohnzimmer und schaut TV. Natürlich würde sie sich gerne etwas unterhalten,
aber solange sie in der Küche zu tun hat, wird dies nur ein Wunsch bleiben.
Dementsprechend gibt sie sich dieser Illusion gar nicht erst hin und macht
weiter ihre Dinge.
In welch einem Zustand wird er wohl wieder sein,
wenn er nach Hause kommt. Es ist schon relativ spät und er müsste jeden Moment
ankommen. Die Angst und das Unbehagen breiten sich wieder in ihr aus.
Schwermütig, ohne die vorherige Leichtigkeit und Freude, holt sie tief Luft und
setzt sich erschöpft auf einen Stuhl. Sie fühlt sich mit einem Mal so müde und
ausgezehrt.
Sie streichelt sich über den Bauch und spürt das
Kind, welches in ihr heranwächst. Sie hat sich noch niemals zuvor so sehr als
Frau gefühlt, wie in der Zeit der Schwangerschaft. In dem Zeitraum, in dem
neues Leben in ihr heranwächst und sie etwas erleben darf, was nur Frauen
vorbehalten ist. Es ist für sie schwer so etwas in Worte zu fassen, also gibt sie
sich dem Gefühl hin und lebt es auch voll und ganz aus, soweit es ihr der
Moment zulässt.
Mit einem Mal hört sie ein lautes Poltern und Knallen im Flur.....
Fortsetzung folgt....
© by Emma Wolff
(30.12.2011)
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