Sonntag, 1. Juli 2012

Geschichten des Lebens XXIII – Das perfekte Geschenk




Die Zeit rennt immer schneller an ihr vorbei und es ist kaum spürbar wie sie vergeht. Nur auf Grund ihres Kalenders nimmt sie es wahr, ebenso wie sie immer mehr in Bedrängnis gerät, denn sie braucht noch ein Geburtstagsgeschenk. Normalerweise ist sie eine intuitive Schenkerin und zur Not kauft sie auch schon ein halbes Jahr vorher ein Geschenk, wenn sie der Meinung ist, dass dies das optimale Präsent für die Person ist. Immer wenn sie etwas sieht und in sich vernimmt, dass sie damit einen bestimmten Menschen glücklich macht und berührt.
Nur, dieses Mal ist ihr das noch nicht widerfahren und die Zeit drängt. Wünsche wurden nicht wirklich geäußert, wobei sie sich ins Bewusstsein rufen muss, das dies auch nicht ganz der Wahrheit entspricht. Nur erscheint ihr das in dem Moment so absurd und nicht ausreichend. Oder sollten ihre eigenen Ansprüche an das perfekte Geschenk, welches sie machen möchte einfach zu hoch sein?
Immer wieder denkt sie darüber nach. Handelt es sich dabei um nichts materielles in dem Sinne, so wie es sich Teenager üblicherweise wünschen. Sie kann doch nicht ein Päckchen verschicken mit lauter selbstgemachten Süßigkeiten und Leckereien? Immer wieder zweifelt sie an diesem Gedanken, nur fällt ihr auch nichts besseres ein. Die Gelegenheit noch einmal nach zu fragen ist ihr bis jetzt nicht gegeben gewesen. Sollte sie diesen ungewöhnlichen Wunsch erfüllen und dieser Fügung nachgeben?
Es bringt sie in keiner Weise weiter ,wenn sie sich jetzt hier weiter den Kopf zerbricht und grübelt. Die besten Ideen, hat sie so oder so immer, wenn sie an der Luft ist und läuft. So geht sie ins Grüne und nach eine Weile lässt sie sich dort an einem See nieder und meditiert über die spiegelglatte Wasseroberfläche und in der Stille, bis sie nach einer kleinen Ewigkeit weiß, dass sie dieser Eingebung und der Intuition folgen muss. Sie geht weiter in die Stadt, über all die Marktstände und in die Markthalle, und kauft lauter einzelne Köstlichkeiten, die sie braucht, um das Geschenk herzustellen. Alle die Düfte und Gerüche die ihre Sinne wahrnehmen, ebenso der Anblick der Bohnen und Früchte, lässt sie immer mehr von der Idee überzeugen. Sie stellt sich vor, wie das Päckchen geöffnet wird und ein Strahlen des Glücks sich über dem Gesicht ausbreiten wird. Obgleich, sie es nicht wirklich sehen kann, da sie an dem Tag nicht vor Ort sein kann.
Zu Hause bereitet sie alles vor. Alles muss seinen Platz haben, damit sie sich dem eigentlichen Prozess hingeben kann und nicht mehr suchen und kramen muss. Nach und nach kommt sie immer mehr bei sich an und zaubert in dieser Hingabe eine Köstlichkeit nach der anderen. Der Duft von Schokolade, Gewürzen, Süßem, Fruchtigen und Gebackenen liegt in der Luft und lässt sie restlos Alles um sich herum vergessen. Ein Zustand, der sie regelrecht euphorisieren lässt und das Gefühl und die Leichtigkeit eines Tanzes vermittelt. Sie spürt immer mehr die Liebe für diesen Menschen und dieses Geschenk in sich. Selbst ganz feine, filigrane Verzierungen lässt sie in dieser Gedankenlosigkeit und der Stille entstehen.
Es ist schon weit in der Nacht, als sie alles vollbracht hat.
Am nächsten Morgen, wenn alles richtig ausgetrocknet ist, verpackt sie liebevoll, fast zärtlich, alles in ein Päckchen, welches sie erst schließt nach dem sie noch ein paar Zeilen geschrieben hat und es anschließend zur Post bringt.
Ein Strahlen ist von ihrem Gesicht nicht mehr wegzudenken, da sie ganz genau spürt, das Alles, so wie es ist, perfekt ist und sie ganz genau weiß, dass sie richtig entschieden hat und einen Menschen eine große Freude und damit glücklich machen wird. Liegt das perfekte Geschenk im Kleinen, im Detail und nicht in der übergroßen Gabe.


© by Emma Wolff (29.05.2012)




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