Sonntag, 24. Juni 2012

Geschichten des Lebens XXII - Mittsommernacht




Die Stadt sie schläft. Alles Ruht versunken in sich und liegt noch tief in die Nacht eingehüllt.  Ein  leichter Windhauch fährt über ihr Gesicht.  Bis sie sanft von ihm aufgeweckt wird. Das zwitschern der Vögel ist durch die Dunkelheit zu vernehmen. Der gerade beendete Traum wirkt intensiv nach. Sah sie gerade noch in seine Augen. Hörte sie gerade noch seine Stimme. Tauschten sie gerade noch ihre Gedanken aus, bevor sie sich in die Arme schlossen vor all ihrer Liebe. Von alle dem noch ganz trunken und übervoll, möchte sie am liebsten tanzen und singen. Sie muss sich einfach bewegen. Zu gerne möchte sie ihr Glück den Welten, des sie Umgebenden kundtun. 
Sie hüllt sich in ihre Decke ein um sich zu erheben. Erheben in diese magische Nacht. Es zieht sie einfach so hinaus. Zieht sie immer weiter nach oben. Immer weiter hinauf, bis sie so wie sie ist auf dem Dach des Hauses steht. Sie saugt das ihr gebotenen Spiel in sich auf. Der Gesang der Vögel durch das Dunkel. Der Blick über die Dächer der Stadt. Der Stadt in der alles verloren scheint, jedoch sie sich gefunden hat. Hier. Jetzt. In diesem Augenblick, in dem sie sich den Sternen und ihm so nah und verbunden fühlt in all ihrem Sein. Wie betrunken steht sie auf dem Dach, aufzehrend ihrer Leidenschaft dieser übersinnlichen Nacht.
Alles erscheint so surreal.
Das Konzert der Vögel in der Finsternis, zu dieser nächtlichen Zeit.
Der tiefe Schlaf der sonst so ruhelosen und lauten Stadt.
Sie riecht die vom Regen frisch gewaschene Luft. Sie verspürt wie die Feuchtigkeit der Erde ganz sacht nach oben steigt. Ein kurzes Schaudern durchfährt sie, nur eingehüllt in ihre Decke, bis sie die Nacht und ihre Liebe wieder in all die Wärme und Geborgenheit betten und umhüllen. Anfänglich nur ganz leicht, reißt am Horizont die Wolkendecke auf. Immer mehr und immer deutlicher ist es zu vernehmen. Ein helles Licht, welches die Dunkelheit dieser Nacht verdrängt, zu einer Zeit in der man der Hoffnung der Dämmerung nur zu erahnen traut. Immer deutlicher werden die Konturen. Immer verlockender die Melodien der Vögel, die sie aus allen Richtungen ereilen. Wie Botschaften die ihr den Weg weisen. Nur hoch über ihr ist noch die Nacht zu erkennen. Funkelnd über ihr ein Stern. Wie auf ein Zeichen erscheint er ihr. Sie streckt die Arme aus, als würde sie gleich in die Lüfte steigen.
Hinauf.
Immer weiter.
Ganz hoch zu ihm, dem Stern, den Planeten der sie verbindet mit all ihrer Liebe und mit ihm. Die Tränen der Sehnsucht suchen sich ihren Weg. Wie gerne würde sie diesen Moment dieses Erleben mit ihm teilen. Ihn wahrhaftig bei sich wissen.
Sie fühlt sich gefangen in ihrem Körper und frei in ihrem Sein. Der warme Sommerwind umgarnt sie, als würde sie von ihm umarmt werden. Als wäre er direkt bei ihr. Bei ihr hier auf dem  Dach. Gewiegt in dieser Sicherheit in dieser Wärme, die sie von Fern und Nah empfängt. Als würden sich die Gefühle und die Gedanken des Traums aus dieser Nacht vereinigen. Alles verbindet sich und wird eins. Eins mit ihm und ein verschmelzen ihrer zwei Welten. Aufgehen in allem Sein und der Leere die sie umgibt. Um zu erkennen das sie nie alleine ist. Verbunden immer fort. Getrennt wie Mond und Sonne und doch so vereint, wie in dieser einen Nacht. Verschmelzen sie an diesem einen Tag im Jahr. Gehen kaum merklich in einander über um sich nur einmal ganz kurz zu berühren um den Sommer in all seiner Blüte und Reife ins Leben zu rufen. Gehen über in eine neue Zeit.
Sie steht alleine auf ihrem Dach. Unendlich erfüllt durch ihre Liebe zu und mit ihm. In dieser Zeit. In diesem Augenblick und besinnt sich der, in ein paar Stunden erscheinenden Mittsommernacht.

© by Emma Wolff (21.06.2011)




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