„Mama ich darf ich malen?“ fragt
der Kleine aufgeregt seine Mutter.
„Ja natürlich darfst du malen.“
antwortet sie verwundert, weil sie nicht gewohnt ist, dass sie gefragt wird,
bevor er solch eine Aktivität beginnt.
„Ich brauche aber richtig gute
Farben und auch eine Leinwand.“, meint er weiter.
Sie ist noch verdutzter und möchte
dem auf den Grund gehen, deswegen fragt einfach nach. „Wozu brauchst du denn
diese ganzen Sachen? Du hast doch Farben und Papier in deiner Bastelkiste?“
„Das ist aber nicht das Richtige.
Ich möchte heute Kunst malen und dafür brauche ich richtig gute Sachen.“
„Aha, Kunst möchtest du malen.“,
sie muss schmunzeln.
„Ja Kunst. Ich möchte nicht nur
Bilder malen, sondern Kunst. So etwas wie auch manchmal in der Galerie hängt,
an der wir immer vorbei gehen.“ antwortet er in ganzem Ernst.
„Deine Bilder zählen doch auch
unter Kunst.“, stellt sie in den Raum.
„Nein Mama das ist keine Kunst. Das
sind Bilder auf denen man genau sieht, was gemalt wurde. Richtige Kunst ist
Krigelakrack. Man kann nicht sofort erkennen was gemalt wurde und man kann so
schön die Phantasie spielen lassen. Bei normalen Bildern, kann man das nicht,
da man ja sieht was es ist.“
'Das ist ja mal eine klare Ansage',
denkt sie sich. „Da haben wir aber ein kleines Problem. Andere Sachen zum Malen
habe ich jetzt nicht da. Aber meinst du nicht, dass du deine erste Kunst nicht
auch mit deinen Wasserfarben und auf Papier machen kannst? Für alles andere
müssen wir erst einkaufen gehen und du könntest dann nicht sofort malen.“
Einen kleinen Moment schaut der
Kleine auf den Boden, als wäre seine Mutter nicht mehr vorhanden, ebenso wie
auch die Antwort lange auf sich warten lässt.
Geduldig wartet sie ab und sieht
genau wie es in dem Kleinen arbeitet und mit einem Male schaut er auf, spricht
ganz kurz „OK.“ und verlässt den Raum.
Er sucht sich aus seinen Kisten
alles was er jetzt braucht und lässt den Pinsel und die Farben einfach über das
Papier gleiten. Er malt, streicht, spritzt und wenn ein Blatt voll ist, dann
nimmt er sich das nächste, bis dieses auch über und über mit Farbe ist und ganz
nach seinen Vorstellungen fertig erscheint. Er verliert sich vollkommen in dem
was er tut und irgendwann hört er nur noch wie seine Mutter hereinkommt und
einen kleinen fast unterdrückten Schrei von sich gibt.
Ohne es zu merken hat er all seine
Wände, Möbel und den Fußboden mit bemalt, aber das interessiert ihn nicht
weiter. Viel lieber möchte er seiner Mutter seine Kunst zeigen.
„Irgendwann, werde ich meine Bilder
auch in eine Galerie hängen und dann werden wir reich.“ Meint er ganz stolz,
während er auf die Blätter zeigt, die im ganzen Raum verstreut liegen. Seine
Mutter kann ihm gerade gar nicht weiter böse sein, da das Strahlen in seinen
Augen so groß ist, die Bilder diese Freude so sehr widerspiegeln, das die Farbe
die im ganzen Zimmer verteilt ist, das kleinste Übel ist. Also nimmt sie ihn in
den Arm und sie teilen sein Glück und während sie versucht den Schaden wieder
zu beheben, überfällt ihn ein Redeschwall der Inspiration und erzählt ihr die
Bilder und ihre Entstehung bis ins kleinste Detail. Es ist eben seine Kunst und
er möchte das seine Mutter sie versteht und lesen lernt.
„Mama, Kunst malen macht Spaß, aber
ab und zu werde ich auch wieder normale Bilder malen.“
beendet er seinen Monolog und
seinen Tag.
© by Emma Wolff (01.07.2012)
Der Kleine hat's erfasst...smile
AntwortenLöschenGruss,Ulrika
Das denke ich auch, liebste Ulrika.
LöschenGanz viele liebe Grüße zu dir... ;)
Ich habe den Kleinen fast vor mir gesehen, während er überlegte ob er mit seinen normalen Stiften auch Kunst malen kann. Ein riesen LOb!!! Einfach toll!!!
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