Ein
hektisches Treiben empfängt sie in der Mitte dieser Stadt. Gehetzte und
gestresste Menschen rennen durch den Tag und all ihren Terminen hinterher. Sie
rennen mitten durchs Leben und bekommen von diesem nichts mit, da sie nicht
einmal wahrnehmen können, wo sie sich eigentlich befinden. Sie sind mit ihren
Gedanken schon in der Zukunft, bei den nächsten Terminen und werden von ihren
Ängsten so sehr gefangen genommen, dass sie alles andere nicht mehr sehen und
spüren können. Nur eine starke Mauer ihrer Seelen bietet ihnen den Schutz, aber
so können sie auch die Schönheit und die Liebe, die ihnen zuteil kommen soll
nicht mehr empfangen.
Inmitten
dieser Gegebenheit bleibt sie stehen. Die Reize und die Stimmen, die Hektik und
die Bilder erscheinen ihr zu viel. Sie erträgt das nicht und fühlt sich
überfordert, obgleich sie doch nur einen Spaziergang und Bummel durch die Stadt
machen wollte. Einfach dahin wohin ihre Intuition und die Zeit des Tages sie
treibt. Warum sollte sie das jetzt erleben? Sie weiß es nicht. Jedoch möchte
sie am liebsten nur ganz schnell wegrennen. Das Leben hat aber seine eigenen
Gesetze und sie weiß, dass es seinen Grund haben wird, warum sie genau an
diesem Ort und genau in diesem Moment, in diesem Treiben landen sollte.
Auf
der nächsten Bank lässt sie sich nieder und schaut, ohne einen weiteren
Gedanken zu verschwenden. Sie schaut den Menschen in die Augen. Sie beobachtet
ihr Verhalten und ihr Handeln. Alles was ihr Blick erfassen kann, nimmt sie in
sich auf. Ja, sie saugt ihre ganzen Beobachtungen in sich auf und die Kälte,
die sie an diesem Sommertag berührt, lässt sie erschaudern. Sie fühlt sich wie
in einem Film, nur das sie die Zuschauerin ist und nicht zu der ganzen Szenerie
gehört, obwohl sie mittendrin und nicht nur dabei ist.
Sie
schließt die Augen und spürt wie die Sonne, die gerade durch die Wolken bricht,
berührt. Sie hört ihren Atem und ihren Herzschlag. Sie saugt die Wärme der
Strahlen in sich auf, als hätte sie Angst, dass es die letzten ihres Lebens
wären. Als würden sie das Einzige sein, was sie noch retten kann, bis sie ganz
leise und aus weiterer Ferne sonderbare Musik vernimmt. Musik die sie aus ihrer
Kindheit kennt, aber an diesem Ort hätte sie niemals mit ihr gerechnet.
Wie
in ihren Bann gezogen, folgt sie diesen Klängen, durch die kleinen engen Gassen
und am Ende eines kleinen Weges eröffnet sich ihr ein kleiner Platz, auf dem
überall kleine Stände aufgestellt sind, auf denen Kunstwaren und Keramik in
altertümlichen Stil verkauft werden sollen. Zwischen drin gibt es kleine
Hütten, an denen Obst und Gemüse verkauft werden. Alle sind um einen schönen
Brunnen aufgebaut. An diesem leicht vor sich hin plätschernden Wasser, steht in
einem alten Frack ein Mann mit seinem Leierkasten auf dem ein Affe sitzt und
Schaulustigen zuwinkt. Sie kann ihren Augen kaum trauen. Sie fühlt sich wie in
einer anderen Welt, ganz bei sich und dennoch irgendwo. Alles was sie umgibt
ist unglaublich schön. Die Menschen arbeiten in einer Ruhe und Herzlichkeit,
etwas was sie sich in ihrem Alltag immer wünscht und versucht in jedem
Augenblick zu leben. Irgendetwas in ihr gibt ihr das Gefühl angekommen zu sein.
Angekommen bei sich und im Leben. Ein Ort den sie unbewusst immer gesucht hat
und eine Lebensart, die ihr so vertraut scheint, als würde sie schon immer in
ihr leben. Eine ganze Weile läuft sie über den Platz. Bleibt an jedem einzelnen
Stand stehen und saugt diese Schönheit, die Andersartigkeit die sie in jeder
Ecke entdeckt in sich auf. An einem Stand kauft sie sich ein paar Äpfel und
lässt sich am Fuße des Brunnens nieder, um diesem Geschehen noch weiter
beizuwohnen und zu erleben. Sie ist einfach an diesem Ort und in jedem
einzelnen Moment und bemerkt nicht wie die Zeit verfliegt. Bei Sonnenuntergang
macht sie sich auf dem Weg nach Hause und spürt genau, das sie für sich heute
einen ganz besonderen Tag erleben durfte, welcher in ihr eine große Veränderung
hervor rief, die sie noch lange begleiten wird.
© by Emma Wolff (01.07.2012)
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