Samstag, 20. März 2010

Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen

Nur sehr schwer kann sie ihre Augen öffnen. Zu sehr blendet sie das Licht welches durch das Fenster hinein scheint. Die ganze Nacht hat es wieder geschneit. Alles schimmert und glitzert in dem hellen Weis. Ein Anblick, wie aus einer anderen Welt, wenn alles so friedlich scheint, der sich über den Dächern der Stadt bietet. Es fröstelt sie wie jeden Wintermorgen beim Aufstehen. Verschlafen hüllt sie sich in eine Wolldecke ein. Bewegt sich mit immer wieder streifenden Blick aus den Fenstern in ihre Küche. Der Anblick der sichtbaren Kälte lässt sie schaudern. Umso schneller macht sie sich daran einen frischen Kaffee zu kochen um sich mit diesem in ihrer Lieblingstasse auf dem Sofa in ihrer Wohnküche niederzulassen. Eingekuschelt in ihrer Decke. Es ist Sonntag. Alle Zeit dieser Welt scheint den Raum zu füllen. Alle Zeit den Gedanken, den Träumen, all dem was in ihr ist Platz zu geben und ihnen freien Lauf zu lassen. Auch weil sie heute nichts weiter vorhat. Ein Tag ohne Erwartungen, Verpflichtungen und auch ohne falsche Hoffnungen. Vielleicht kann sie auch gerade deswegen diesem Tag alleine so entspannt entgegen sehen. Es ist Valentinstag. Tag der Verliebten, wie man immer so schön sagt, denkt sie lächeln in sich hinein. Spürt sie die Liebe in sich doch genauso intensiv wie an jeden Tag. Doch auch diese Liebe musste sie erst für sich entdecken. Was heißt es zu lieben, die Liebe überhaupt in sich zu spüren? Noch vor einem Jahr hat sie sich gefragt: „Kann ich überhaupt wirklich lieben? Habe ich jemals wahrhaftig geliebt?“ Jedes mal zu dem damaligen Zeitpunkt musste sie sich eingestehen, es nicht zu wissen. Ging sie aber nach ihrem innersten Gefühl, so war sie der festen Überzeugung, nein. Heute und schon einige Zeit länger kann sie sagen: „Ja sie kann lieben.“ Lieben aus dem tiefsten Herzen, ohne Bedingungen und Erwartungen. Durfte sie Erfahrungen sammeln, die fern von jedem Begreifbaren, ihres bis dahin rationalen Verstandes sind. Dinge die nicht zu erklären sind, weil sie einfach sind, wie sie sind. Genauso wie die Liebe in ihr auflebte, durch die Flamme die er in ihr entfachte. Sie es schaffte alles zu zulassen, sich zu öffnen und spürte was alles ist. Schon schwelgt sie in der Erinnerung. Wie sie sich kennen lernten. Von der ersten Begegnung, den einigen die noch waren und den vielen die noch folgen sollten. Leider können sie trotz der ganzen gegenseitig empfundenen Liebe nicht zusammen sein. Zu verschieden sind die Leben die sie leben. Zu weit entfernt finden sie statt. Jeder von beiden kann es auch nicht so einfach aufgeben. Zu groß ist die Verantwortung, die sie für andere haben und die Ängste die vor dem Zulassen und von Verletzungen haben. Gleichzeitig ist es auch zu unfassbar was geschieht. Und doch sind sie unendlich und über Grenzen miteinander verbunden. Selbst wenn eine aktive Kommunikation mal nicht möglich ist. Bedarf es oft nicht vieler Worte, denn der andere weis wie es dem anderen geht. Als wären die Seelen verbunden. Eine Einheit. So schön wie dieses Gemeinsame auch ist, so schwer und leidvoll ist diese unerklärbare Anziehung oft auch zu ertragen. So oft habe sie schon versucht mit allem zu brechen. Loszulassen, von allem dem, um frei und wieder ganz für sich zu sein. Immer in dem festen glauben, das es für alle und vor allem für den anderen das Beste ist. Keiner kann und will den anderen leiden sehen, weil er jedes Mal selber mit leidet. Aber am Ende wurde jedes Mal alles nur noch schlimmer und intensiver. Obwohl sie zum Schluss es vermieden haben, sich noch einmal zu begegnen. Wobei jede Realisierung einer Begegnung sich als schwierig darstellte. Heute kämpfen sie gegen diese Liebe und Verbundenheit nicht mehr an. Lassen alles zu so wie es ist, da sie erkannt haben, dass sie einfach keinen Einfluss darauf haben. Ist es viel mehr als nur ein verliebt sein. Viel weiter, tiefer, unendlicher und grenzenloser. Etwas was sie in so einer Intensität und Wahrhaftigkeit noch nie erlebt hat und greifen kann. Auf einmal wird sie aus den ziehenden Gedanken und der Ruhe, in der sie sich befindet herausgerissen. Das Telefon klingelt. „Sonntag Vormittag wer mag das sein?“ denkt sie sich. Doch sie geht dran. „Ja, bitte?“ spricht sie in das Unbekannte, denn sie hat es in ihrem Tran versäumt auf die Anzeige zu schauen, wer da anruft. „Hallo, ich bin es“ entgegnet er. Für einen Moment stockt ihr Herz vor Freude und Überraschung. Hat sie jetzt mit jedem gerechnet aber damit seine Stimme zu hören. „Hallo“ entgegnet sie zaghaft, verlegen und leise. „Ich wollte mich, auch wenn es mir gerade sehr schwer fällt, an so einem Tag wie heute wenigstens melden. Wenn wir uns die Tage schon nicht sehen konnten. Wie geht es dir heute?“ „Wieso fällt es dir schwer dich zu melden? Bin doch nur ich!“ fragt sie erstaunt. „Genau deswegen fällt es mir doch schwer, weil du es bist. Ich einfach nur traurig und enttäuscht bin, das ich die Tage nicht zu dir kommen konnte, wie wir es vorhatten. Deswegen fällt es mir gerade schwer dich anzurufen. Es lässt die Sehsucht nur noch weiter wachsen. Wenn ich die Wärme deiner Stimme höre und die Liebe und die Nähe die ich spüre noch intensiver wird, als es so schon ist. Obwohl wir beide hunderte Kilometer von einander getrennt sind. Das löst auch in mir leidvolle Gefühle aus. Wir sind so verletzlich wenn wir lieben. Liebe schwächt das Ego. Die wahre Liebe wohlgemerkt. Ich denke, daher kommt auch die Angst es vollkommen und wirklich zu zulassen. Zu dem wir werden älter und die Narben auf der Seele nehmen zu. Jeder Anlass, als Angriff oder Kränkung genommen wird um die leidvollen Gefühle der Liebe zu erklären.“ Sie hat sich währenddessen gesetzt. Der Überraschungsschrecken hat sich gelegt und sie hört ihm hell wach und in tiefer Ruhe zu. Je länger und mehr er spricht, umso ruhiger wird sie. Bis er fertig mit seinen Worten ist. Eine kurze Gedankenpause entsteht bis sie mit fester Stimme antwortet: “Natürlich ist es traurig, dass es wieder einmal nicht geklappt hat. Es ist traurig, dass wir uns nicht sehen konnten, so dass wir uns auch körperlich mal wieder nahe sein durften. Doch ist es auch im Nachhinein immer nur eine Betrachtungsweise. So ist es immer nur traurig und enttäuschend, wenn wir nicht das gesamte Bild betrachten. Zudem auch noch zu viele bewusste und unbewusste Erwartungen aufgebaut haben. Warum sehen wir nicht das Ganze, was wir haben. Denn das ist etwas wundervolles, wofür wir dankbar sein müssen. Wir wissen beide, das keiner eine Schuld daran trägt das wir uns nicht sehen konnten. Wieso sollte also dann eine Kränkung entstehen? Sind es immer nur unsere Gedanken die dann kränken. Genauso wie wir immer wieder vergessen wollen, das alles vergänglich ist, wenn etwas zu schön und wundervoll ist. Doch so vergessen wir automatisch, das auch das leidvolle vergänglich ist. Wir wissen nicht was in der Zukunft kommen wird. Wissen wir aber, weil wir die Erfahrung schon machen durften, dass all das was wir beide zusammen haben, uns niemand und nichts mehr nehmen kann. Also mir nimmt so ein Telefonat mit dir immer jeden Anflug von Traurigkeit und versetzt mich in eine unsagbare Ruhe. Ein Urvertrauen, wie im ersten unserer Augenblicke kehrt zurück, das mir sagt alles ist gut so wie es ist.“ „ Ja, das äußere Faktoren eine Rolle spielen wissen wir ja auch. Ich bin aber sehr zuversichtlich das sich bald wieder eine Gelegenheit ergeben wir, das wir uns sehen und nah sein können.“ räumte er kurz ein. Sie blieb weiter ganz ruhig in fester Stimme „ Ich bin mir sicher, dass es so kommen sollte, weil der Zeitpunkt nicht der rechte war. Auch wenn es unsere Sehnsucht, Erwartungen und Wünsche noch stärker gemacht hat. Aber der rechte Zeitpunkt wird kommen. Dann wenn wir nicht damit rechnen. Ja wir wissen das es viele Faktoren gibt die eine Rolle spielen. Doch dann werden sie nicht da sein. Wir werden diesen Punkt genau spüren, sehen und erkennen. Da bin ich mir ziemlich sicher.“ Er seufzt:“ Es ist schön deine Stimme zu hören.“ Sie errötet: „Ja, ich finde es auch sehr schön dich zu hören.“ Seine Stimme klingt ernst: „Leider muss ich jetzt Schluss machen. Manche Momente bereichern uns für eine ganze lange Zeit. Ich habe es erleben dürfen mit dir. Ich sehe dich, weil ich mit dir so sehr verbunden bin. Ich sehe dich, weil du dich offenbarst. Ich sehe dich, wenn ich in Gedanken bei dir bin, im Traum in deinem Raum bin und es fühlt sich fantastisch an. Ich sehe dich, wahrscheinlich so, wie du wirklich bist und ich möchte nicht die Augen, Ohren, Kopf und Herz schließen, weil es ein so kostbares Geschenk ist, dich sehen zu dürfen.“ Sie weis gar nicht mehr was sie sagen soll, so ist sie von Verlegenheit berührt, welche auch in ihrem „Ich liebe Dich“ zu hören ist, bevor sie auflegen. Ergriffen von den ganzen Worten. Erfüllt von dem mächtigen Gefühl der Liebe, kuschelt sie sich auf ihr Sofa zurück. Natürlich verspürt sie Sehsucht. Aber sie gibt ihr keinen Raum. Kaum hat sie eine gemütliche Position eingenommen, klingelt es an der Tür. „Nein, sie will jetzt nicht aufmachen. Es ist Sonntag, Valentinstagsmorgen. Wer sollte da jetzt bei ihr klingeln. Wahrscheinlich sind es nur wieder irgendwelche Kinder die ins Haus hinein wollen.“ Also bleibt sie da wo sie ist, als es wieder mehrfach hintereinander klingelt. Sie legt ihre Decke über die Schulter und rappelt sich leicht genervt doch wieder hoch. Da sie eigentlich keinen Besuch erwartet und auch möchte. Sie drückt den Türöffner und gleich darauf hört sie schnelle Schritte auf der Treppe immer näher kommen. Als sie die Wohnungstür öffnet, stet sie wie paralysiert da, bei dem Anblick der sich ihr bietet. Ihre Decke gleitet aus den Händen. Alles ist noch intensiver und unglaublicher, als wie beim ersten Mal als er genau da stand und ihre Blicke sich das erste Mal trafen. Langsam und ohne Worte geht er auf sie, in der Wohnung stehend, zu. Nimmt sie in all ihrer spürbaren Liebe, fest in den Arm und sie merken nicht mehr, wie die Tür hinter ihnen ganz leise ins Schloss fällt. © by Emma (14.02.2010)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen