Sonntag, 15. November 2009

Ein erfüllter Tag

Beschwingt frei von Sorgen und Lasten werde ich wach. Was der Tag so bringen mag, kann ich zu diesem Moment des Tages noch nicht sagen, doch es fühlt sich an als würde es ein schöner entspannter und erfüllter Tag werden. Eigentlich kann er das nur werden, denn seit Jahren ist es der erste freie Tag, ohne Verpflichtungen, ohne Zeitplan, ohne den alltäglichen Druck und der Dinge die so anstehen sollen. Endlich ein Tag an dem ich mich mal so richtig treiben, und mich von innersten leiten lassen kann. An sich eine schöne Vorstellung. Da es noch sehr früh am Tage ist, lasse ich es auch erst einmal sehr ruhig angehen und mache mir einen schönen Kaffee. Mit einem großen Pott in der Hand streife ich durch die Wohnung und genieße erstmal die Ruhe, mit der Überlegung, wann habe ich den Tag das letzte Mal so entspannt erleben können. So genau weis ich es nicht, denn es ist schon sehr lange her. Doch ich möchte auch nicht nachrechnen da es wahrscheinlich nur als zu frustrierend zu wäre. Also verwerfe ich diesen Gedanken wieder. Bleibe vor dem geöffneten Fenster stehen und lasse mich von den ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages, durch die gerade aufgehende Sommersonne, begrüßen. In Verbindung mit dem intensiven Duftes meines Kaffee’s, der zu vernehmen ist, schließe ich meine Augen, höre auf zu denken, und sauge das helle Licht, einfach alles was mich umgibt regelrecht in mich auf. Nach einem sehr langen Moment in dieser Situation, lasse ich mich auf meinem Sofa nieder und trinke weiter genüsslich von meinem warmen und wohltuenden Getränk. Schon sind auch all meine Gedanken und Sinne wieder im vollen Gange. Was beginne ich mit der vielen Zeit die sich mir heut bietet. Sehr behaglich ist mir das ganze doch noch nicht. Habe ich mir wirklich zu viel in den letzten Jahren zugemutet, oder ist es immer so, das man sich erst einmal befremdlich fühlt, nur weil man nach einer sehr langen Zeit, mal wieder ebensolche für sich zur Verfügung hat? Vieles geht so durch meinen Kopf. Leider auch die Dinge mit denen ich mich beschäftigen sollte. Denn es ist ja nicht nur einfach ein freier Tag, sondern der erste Tag eines neuen Kapitels in meinem Leben. So sollte ich mir Gedanken über die Zukunft machen. Doch die Erfahrungen die ich in den letzten Monaten machen musste, lassen mir das einfach als unmöglich erscheinen. So kann man bei einer genauen Betrachtung doch gar nicht wissen was sich in der Zukunft befindet, wenn man es mal nicht von den räumlichen Gegebenheiten absieht, sondern nur an Geschehnissen und Ereignissen ausmacht. Mal ganz banal gedacht. Woher soll ich wissen wie es mir morgen geht? Woher soll ich wissen was alleine dieser Tag mir verbirgt und alles bringen wird? Woher soll ich wissen was in einem halben Jahr ist? So durfte ich ja erst die Erfahrung machen, wie es ist, wenn selbst kurzfristige Pläne vollkommen über den Haufen geworfen werden. Ich möchte mir keine Gedanken machen, über Dinge die nicht zu greifen sind. Über Dinge die nur auf Grund von Spekulationen und die Erfahrungen der Vergangenheit hervorgerufen werden. Genauso wie ich nicht vom schlimmsten ausgehen möchte. Doch lasse ich es auch nicht außer Acht und sie sind auch in meinem vollen Bewusstsein. So sollten sie aber nicht zum Tagesinhalt des Neuem gehören, sondern alles nach und nach. Heute gehört nur mir und dem Hier und Jetzt. Keiner Vergangenheit und keiner Zukunft. Wenn dann nur zur Umsetzung neuer Träume und Ideen, die sich im verlaufe der mir bleibenden und treibenden Zeit in den Sinn kommen. Zumindest weis ich schon mal das ich mir in diesem heute beginnenden Abschnitt mehr Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen möchte und Achtsamer mit mir umgehen möchte. Also beginne ich auch gleich heute mal damit. Das Wetter ist so schön, das sich die Frage nach der richtigen Nutzung des Ganzen, welches sich mir heute bietet auch schon wieder erübrigt. So beschließe ich, dass ich mich auch hinaus begebe, und mich einfach mal überraschen lasse wohin mein Weg mich führen wird. Zumindest habe ich kein bestimmtest Ziel, welches ich verfolgen sollte und welches sich mir aufdrängt Also wieso nicht mal treiben lassen. Hetzen lasse habe ich mich die letzten Jahre genug. Das ist genau ein Punkt in meinem Leben, den ich unbedingt mit der neu anbrechenden Zeit und der Möglichkeit, die sich mir bietet, nicht mehr zu einem wichtigen Bestandteil meines Daseins haben möchte. Immer angetrieben sein. Immer jede Sekunde des Tages so zu planen, das auch alles zu bewältigen ist. Das man alles und allen gerecht werden muss. Dieses sollte jetzt nun hinter mir liegen. Allein bei dem Gedanken, dass dies nun ein Ende haben soll, fühle ich mich sehr befreit und doch erfüllt. Obwohl ich noch nicht wirklich in dem Moment angekommen bin, durch das unbekannte Neue, welches sich mir bietet. So laufe ich in den Tag hinaus. Raus in die Weite, in die mir sich mit neuen Möglichkeiten und Sicht bietende, in die Leben erwachte Stadt hinaus. Ein reges Treiben, ist schon zu vernehmen, doch ist es in keiner Weise schon vom Stress des Alltags gezeichnet. Die ersten Straßencafe’s öffnen langsam ihre Pforten und in der morgendlichen Sonne und der noch kühlen klaren Luft wirken sie auf mich noch einladender als sie es sonst tun. Genau dann, wenn sie vollkommen überfüllt und hektisch, mit viel zu lauten und sich stets profilierenden Menschen sind. Denen es immer nur um das sehen und gesehen werden geht, und jeder einen jeden übertrumpfen muss. So gebe ich dem Wunsch, mich da an einem schattigen Plätzchen niederzulassen, und mir einen Cappuccino zu gönnen. Auch hier möchte ich mir nicht überlegen, wann ich das zum letzten Mal getan habe, sondern einfach diesen Moment so nehmen wie er ist, denn er ist einfach zu schön als ihn mit solchen Gedanken zu zerstören. Im Normalfall würde ich jetzt mein Buch, da sich in meiner Handtasche immer eines befindet, nehme und lesen. Doch fühle ich mich in dem Moment einfach zu wohl, das ich dies bleiben lasse und die Menschen in ihrem Lauf beobachte. Wie der Fischverkäufer seine neue Lieferung in den Laden trägt und sie schön in der Auslage trappiert. Der Gemüsehändler ganz gemütlich, das gerade verkaufte schön sorgsam verpackt, damit nichts gedrückt wird und dann unschöne Stellen bekommt und gleichzeitig sich mit dem ersten Kunden des Tages unterhält. Wahrscheinlich erzählen sie sich die Erlebnisse des gerade vergangen Wochenendes. Alle wirken als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. Oder ist es nur die eigene Ruhe die mich gerade umgibt. Die Stadt füllt sich immer mehr. Manche freudig beschwingt und manche schon selbst an so einem schönen Tag sehr gehetzt. Wobei mir dann auch auffällt das ich zum Ende der letzten Woche auch noch zu der letzteren Kategorie zählte. Doch nicht heute. So beobachte ich noch eine Weile das ganze Geschehen bevor ich mich wieder weiter auf meinen Weg mache, dessen Ziel mir immer noch nicht bekannt ist. So laufe ich einfach mal darauf los. Einfach ziellos leitend, immer weiter aus dem Geschehen und hinaus ins Grüne. In die Natur, die wenn man in der Stadt lebt, immer so rein und unberührt wirkt. Auch wenn ich in dem Bewusstsein bin, das es nicht an dem ist. Das wir Menschen eigentlich viel zu viel Schaden an dieser anrichten. So will ich es für diesen Moment so nehmen wie sie ist, und fühle ein noch größeres Gefühl an Freiheit, als ich es am Morgen und der Realisierung welch ein Tag heute ist, hatte. Alles nur noch aufnehmen zu wollen und mit allen Sinnen zusehen. Die Farbenpracht die sich durch die Sonne und ihren Lichtspielerei, in einer Flucht von Bäumen darstellt. Die Blumen in ihrer Schönheit und in alle ihren Farben wieder spiegelt. Der Duft, der durch das noch feuchte Gras, durch die nächtlichen Niederschläge, zu vernehmen ist. Als wäre der Dreck und Staub des Alltages von allem abgewaschen worden. So ist dies auch in der Luft zu fühlen, die trotz der schon sehr warmen Sonne, durch eine angenehme kühle zu spüren ist. Eine ganze Weile lasse ich das auf mich wirken und laufe währenddessen auch immer weiter raus. Hinaus aus der Hektik der Stadt. Aus den so oft erdrückenden Straßenfluchten, die stets von lauten Geräuschen umgeben sind, Hinaus aus der immer staubig und dreckig wirkenden Luft. Immer weiter raus in die Klarheit und die Reinheit, die viel zu selten noch zu finden ist. Immer mehr verspüre ich die wohlige innere Ruhe die mich umgibt, und lasse mich auf einer Lichtung nieder. Lege mich einfach ins Gras und genieße den Moment, und mich abermals von der Sonne berühren. Jeden einzelnen ihrer Strahlen auf meinem Körper spüren. Mich von ihr wärmen. Es fühlt sich an als hätte ich sie eine Ewigkeit nicht mehr fühlen können. So nehme ich alles auf, als wenn es wieder eine andere lange Zeit bedarf, bis ich diesen Luxus, dem ich in diesem Moment frönen darf, wieder erleben kann. So überfällt mich zwar keine Traurigkeit, doch das ernste Wahrnehmen, wie schon so oft in den letzten Monaten, das ich eigentlich viel zu wenig Zeit für mich und die wirklich schönen Dinge hatte. Die, die wir gleich vor der Haustüre finden. Uns immer frei zur Verfügung stehen. Doch das gegenwärtige Leben uns immer wieder die Zeit nimmt, das wir unsere Augen und all unsere Sinne verschließen lässt, uns so einnimmt, das wir diesen Zustand des Verschließens überhaupt zulassen, und all das schöne, welches ich gerade als das Größte empfinde, nicht mehr wahrnehmen lässt. Noch sehr lange bleibe ich da liegen, lasse mich treiben. Versuche die Wärme und den Wind zuspüren. Alle Geräusche, angefangen vom Rauschen der Blätter durch den Wind. Das summen der Bienen, die von einer Blume zur nächsten fliegen, sowie das vereinzelte zwitschern der Vögel, welches stellen weise so klingt als würden sie sich unterhalten. Sowie ich auch noch den Duft, das Licht und die Farben auf mich wirken lasse, bevor ich mich dann irgendwann, vollkommen betört von dem Ganzen wieder auf meinem Heimweg begebe. Frei von bedrückenden und zermarternden Gedanken über die Zukunft. Frei von der Last der Vergangenheit. Rein von allem Dreck und Staub der auf mir lag. Erfüllt und selig von einem traumhaften ersten Tag in meinem neuen Leben, für dessen weitere Planung auch in den danach kommenden Tagen noch Zeit bleibt. Doch werde ich dabei nicht vergessen, das es zu viele Sachen gibt für die ich den Blick und auch die Zeit nicht wieder aus den Augen, aus mir heraus verlieren möchte. © by Emma (5.7.2009)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen