Sonntag, 9. Dezember 2012

Geschichten des Lebens XLVI – Das Weihnachtsgeschenk




Er läuft durch die Straßen und Geschäfte nach einem ganz bestimmten Buch. Unbedingt möchte er seinem Sohn, diesen einen Wunsch erfüllen. Manchmal hat er das Gefühl, er freut sich in diesem Jahr noch mehr auf Weihnachten, als er es jemals zuvor getan hat.
In jedem Laden sieht er irgendetwas, wobei er an den Kleinen denken muss. Sollte er vielleicht doch noch mehr kaufen, als es abgesprochen war. Er hat das Gefühl als hätte er so viel aufzuholen, wozu er in den letzten Jahren nicht die Möglichkeit hatte. Doch sein Sohn hat ihm nur diesen einen Wunsch gesagt und das er nicht mehr wolle.
Vor vielen Jahren gab es auch einmal die Regel, Geschenke dürfen nur einen Geldwert haben und nicht mehr. Es war beiden Elternteilen immer wichtig, dass der Kleine die Wertschätzung der Gaben lernt. Das es um viel mehr geht, als um riesige Geschenke. Wobei ihm aber auch immer wichtig war, das das Kind lernt, das es sehr wichtig ist, seine Wünsche zu äußern. Auch wenn man weiß, das nicht immer alle Wünsche erfüllt werden können.
Der Kleine durfte immer alle seine Wünsche auf den Wunschzettel schreiben. Er wusste, dass mindestens ein Wunsch davon erfüllt werden würde. Für den Kleinen war das immer schon Freude genug, denn er wusste es würde auf jeden Fall ein Wunsch unter dem Weihnachtsbaum liegen, wenn sie aus der Kirche kamen.
Auch wenn in den letzten Jahren sich viel geändert hat, vor allem für den Jungen, so ist das aber etwas was geblieben ist.
Zu Hause setzte er sich mit dem gewünschten Buch an den Tisch und blätterte noch einen paar Seiten darin herum, bevor er sich an das Verpacken mit Weihnachtspapier machte. Ob er sich wirklich über das Buch freut. Es sind nun schon wieder ein paar Wochen vergangen, als er diesen Wunsch äußerte und man weiß ja wie Kinder sein können. Da ändern sich die Wünsche manchmal im Stundentakt. Aber er hat diesen Wunsch auch bei keinem Telefonat wieder revidiert. Also wird es schon das rechte Geschenk sein.
Wobei, wenn er genauer über alles nachdenkt, wird in diesem Jahr das Geschenk eine Nebensache sein. So lange hat er seinen kleinen Sohn nicht mehr gesehen.
Er denkt an das letzte Weihnachtsfest und die Traurigkeit die es für ihn überschattete. Weihnachten alleine hier zu verbringen. Nicht zu wissen wie es seinem kleinen Jungen geht. Ihn nicht im Arm halten zu können. Der Schmerz der vergangenen Weihnacht ist für ihn wieder so sehr zu spüren, als wäre es genau in diesem Moment. All das wollte er nie wieder erleben. Nie mehr wollte er, dass andere Menschen so einen Einfluss auf seinen Kleinen hatten und er keinen Kontakt mehr zu ihm hatte. Kein Wort. Als würde er nicht existieren.
In diesem Jahr soll alles anders werden. Am liebsten hätte er ihn gleich für die ganzen Ferien, doch die Tatsache, dass er den Kleinen an diesem Weihnachtsfest in den Armen halten kann, macht ihn überglücklich. Das ist mehr als er sich vor ein paar Wochen noch hätte wünschen und vorstellen können.
Je weiter er das Geschenk für seinen kleinen Sonnenschein verpackt, umso mehr erfüllen ihn dieses Sein vollkommen mit Wärme und aller Liebe die in ihm verborgen lag. In der Vorfreude auf die kommenden Stunden mit seinem Sohn.



© by Emma Wolff (16.12.2010)




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