Ihre
Augen brennen. Ihr Kopf schmerzt. Sie fängt immer wieder an zu
weinen. Sie möchte schlafen, nicht weinen. Sie spürt den Atem ihrer
Mutter, die vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Ihr Blick fällt zum
Dachfenster hinaus und sieht die letzten Sterne der Nacht an. Alles
in ihrem Kopf ist leer. Sie verspürt nur diesen unsagbaren Schmerz
in ihrer Brust. Sie kann nicht glauben was geschehen ist. Sie weiß
nicht, ob sie wütend sein soll oder ob sie einfach nur weiter weinen
soll. Alles was geschehen ist, darf nicht wirklich sein. Das wünscht
sie sich so sehr.
Sie
möchte jetzt am liebsten allem entfliehen und hoch zu den Sternen
fliegen. Vielleicht kann sie dann auch Antworten finden. Sie möchte
alles ungeschehen machen? Aber was? Sie weiß doch nichts. Eigentlich
müsste er jetzt hier sein und nicht auf irgend so einem Stern.
Sie
spürt wie die Wut in ihr hochsteigt und gleichzeitig überfällt
sie die Angst. Die Tränen steigen ihr wieder in die Augen und ihr
Blick auf die Sterne verschleiert sich. Der Schmerz über den Verlust
erscheint ihr unerträglich. Wie soll sie das überleben? Vielleicht
muss sie das ja auch nicht, denn dann wäre sie wieder bei ihm.
Aber
ihre Mama? Was soll dann aus ihrer Mama werden? Sie spürt wie die
Tränen über Wange laufen und sie der Schmerz rütteln möchte. Sie
möchte ihre Mutter nicht aufwecken, deswegen versucht sie ihr
Schluchzen zu unterdrücken.
Vor
ihrem geistigen Auge erscheinen die letzten Momente des gemeinsamen
Erlebens.
Er
stand auf der Straße, lachte und winkte ihr zu. Sie wollte mit ihre
Mutter nur noch etwas holen und danach wollten sie in Urlaub fahren.
Sie freute sich so sehr auf diese Zeit. Er sah auch so glücklich
aus. Sie konnte die Zeit kaum abwarten und als sie zurückkamen, war
er nicht mehr da. Er war einfach eingeschlafen. Ist einfach nicht
mehr da, einfach weg.
So
vieles wollten sie noch machen.
Sie
hat mitbekommen, wie einige sagten, das sie ja kein kleines Kind mehr
ist und das schon schaffen wird. Ja. Sie ist kein kleines Kind mehr,
aber sie ist noch ein Kind. Wie soll sie ohne ihren Vater Groß
werden?
Sie
spürt wie ihre Mutter sie wieder ganz nah an sich ran zieht. Das tut
gut. Sie fühlt sich dadurch nicht ganz so alleine auf dieser Welt.
Allmählich lassen auch die Tränen wieder nach und sie kann die
Sterne wieder erkennen.
„Vielleicht
sitzt er jetzt da oben und schaut auf mich herab. Vielleicht ist er
jetzt mein Engel, der immer für mich da ist.“
Es
ist, als würde sie ihn noch einmal ganz nahe bei sich spüren.
Wie
der Morgen langsam anbricht, ist auch in ihr für eine Weile Frieden
eingekehrt und sie schläft sanft ein, ohne die Gedanken an den
hereinbrechenden Tag.
©
by Emma Wolff (24.09.2012)
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