Es
ist, als würde es ihm das Herz zerreißen, zu sehr vermisst er seinen Sohn. Es
gelingt ihm nicht, dies alles in Worte auszudrücken. Seine schlimmste
Befürchtung ist nun zu seiner Realität geworden. Dabei wollte er doch nur, dass
er glücklich ist und all seine Wünsche wollte er ihm erfüllen. Aber nun, sitzt
er alleine hier und der Schmerz, den er in sich verspürt, erscheint ihm fast
unerträglich zu sein. Alleine der pure Gedanke, dass er seinen Sohn vielleicht
nie mehr wieder sieht, bricht ihm das Herz.
Wie
sollte er dieses Leid, die nächsten Jahre seines Lebens noch ertragen? Es
erscheint ihm schier unmöglich.
Er
wüsste noch nicht einmal, mit wem er darüber reden soll. Zu sehr schämt er sich
für dieses Erleben. Er schämt sich dafür, dass sein Sohn nichts mehr von ihm
wissen möchte und jeden Kontakt untersagt hat. Diesen inneren Kampf muss er mit
sich ganz alleine austragen.
Vielleicht...?
Eines
Tages...?
Oder
sollte alles nur an der Pubertät liegen?
Zu
gerne möchte er die Gründe dafür erfahren, doch all sein Nachfragen blieb bis
zum heutigen Tage unbeantwortet. Hat er ihn mit seiner Liebe zu sehr eingeengt?
Oder
wurde er einfach so sehr von allen Seiten bedrängt, dass es ihm unerträglich
schien und er deswegen den Kontakt zu ihm abgebrochen hat? Die Fragen in seinem
Kopf lassen ihm keine Ruhe. Es ist ihm nicht möglich sie einfach ziehen zu
lassen.
Was
hat er nur falsch gemacht?
Er
wollte es doch immer nur richtig und allen recht machen. Immer mehr türmt sich
dieses ungeklärte Rätsel in ihm auf. Er kann und darf aber nichts anderes
machen, als das Ganze als gegeben anzunehmen.
Hat
er ganz und gar zu wenig gekämpft?
Immer
wieder verschleiert sein Blick, wenn ihm die Tränen über den Verlust seines
Sohnes in die Augen schießen. ‚Reiß dich zusammen! Du bist doch ein Mann und er
ist auch nicht gestorben, er will einfach nur keinen Kontakt zu dir haben!’,
ermahnt er sich immer und immer wieder.
Er
möchte gerne etwas tun. Er kann das doch nicht einfach so hinnehmen. Es muss
doch eine Möglichkeit geben oder sollte er da zu viel verlangen?
Sollte
er einfach so kampflos das Feld räumen?
Was
ist wenn es ein Test ist?
Ein
Test wie sehr er seinen Sohn wirklich liebt. Immer wieder stand der Junge
zwischen den Fronten, und immer wieder hatte er das Gefühl, das er sich
entscheiden müsste zwischen seinen Eltern. Wobei er ihm immer wieder gesagt
hat, dass er für ihn da ist und er einfach nur kommen brauche. Er hat ihn nie
vor eine Wahl gestellt. Alles sollte immer so sein wie das Kind es wollte.
Oder
hätte er ganz und gar mehr Grenzen setzen müssen, damit das Kind sich besser
hätte orientieren können? Er ist nun einmal noch ein Kind auch wenn die
Pubertät schon weit voran geschritten ist.
Aber
am schlimmsten ist sein Ego, welches ihn jetzt immer wieder anstachelt. Ihn
regelrecht am Boden liegen und leiden sehen möchte. Dem wird er aber nicht
nachgeben, auch wenn es schmerzt. So wird er auf sein Herz hören. Er weiß, dass
es einen Grund geben wird, ebenso wie er eines Tages auch noch einmal von seinem
Sohn die ersehnten Antworten bekommen wird.
Jedoch,
ab diesem Tage, kann er nichts anderes tun, als seinen Sohn, sein Kind
loszulassen. Er muss ihn loslassen, denn sonst wird ihn die Liebe zu ihm, das
nicht erfüllte und ersehnte Glück, eines Tages auffressen. Er muss ihn ziehen
lassen, in der Hoffnung, das es ihm gut geht, in dem beiderseitigem Wissen, das
er immer für ihn da sein und die Türe auch immer offen stehen wird. Immer in dem
spürbaren Gefühl, wie sehr er seinen Sohn liebt, denn diese Liebe, kann er
ebenso wie den derzeitigen Schmerz, nicht in Worte fassen.
Aber
er kann das alles in sich tragen und der Schmerz wird vergehen, denn er spürt, dass
er seinem Sohn schon vom ersten Moment an verziehen hat und ihm jetzt einfach
die Zeit geben muss, die er für sich und seinen eigenen Weg braucht. Er muss
jetzt selber und alleine seinen Platz in dieser Welt und in diesem Leben für
sich finden.
Bis
dahin, wird er einfach nur da sein und warten, bis sie sich wieder begegnen, um
ein weiteres Stück im Leben zusammen gehen zu können.
© by Emma Wolff (15.3.2012)
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