Sonntag, 19. Februar 2012

Geschichten des Lebens IV - Seine Einsamkeit




Er sitzt einfach nur da und schaut leer und resigniert vor sich hin. Er kann und möchte das was in ihm wohnt und lebt nicht zulassen. In seiner Vernunft erscheint es ihm wie sein Untergang. Er hat eine kalte Hülle um sich gelegt, um einzig und alleine nur für die Wünsche und Bedürfnisse, die ihm zu getragen werden, zu funktionieren und sie zu erfüllen. Immer in der Hoffnung, die Angst würde vergehen. Alles um ihn herum ist kalt und trübsinnig und es interessiert auch niemanden, wie es ihm wirklich und wahrhaftig geht.
Es ist egal, ob er kalt wie eine Mauer ist. Es ist egal, ob er den Schmerz der Sehnsucht in seiner Brust trägt. Es ist egal, ob er versucht das lodernde Feuer der Leidenschaft und seines Seins im Keim zu ersticken. Einzig und alleine was zählt, ist das er und das Leben um ihn herum, nach den Vorstellungen der anderen, auch funktioniert.
Er führt einen Kampf mit sich und den Gegebenheiten. Einen Kampf mit dem was ihn eigentlich ausmacht und zu dem macht der er eigentlich ist. Er spürt nicht, wie er sich dabei selbst zerstört, nur um keinen Schaden zuzufügen. Keinen Schaden an dem was er hat. Keinen Schaden an den Menschen die ihn umgeben und auch seine Angst soll keinen Schaden nehmen. Er will das überstehen. Er sieht es als seine Aufgabe im Leben, nur weil er sich irgendwann einmal dazu entschieden hat. Doch die Zeit des Lebens hat ihre Spuren hinterlassen.
Er hat es schon erkannt. Er hat auch schon einmal versucht einfach zu sein und dem zu entkommen. Aber er weiß, es wäre der Untergang, wenn er einfach er selber wäre und dem Bild nicht mehr entspräche. Er weiß, er würde verletzen. Ihm würde das liebste und wichtigste genommen werden, was er jemals besessen hat. Also geht er diesen steinigen und leidvollen Weg, in seiner an den Tag gelegten Resignation weiter, ohne dabei an die Zukunft zu denken und immer in dem Gedanken, es ist so wie es ist und es ist ja nicht so schlimm. Er verspürt nicht mehr wie sich die Kälte immer weiter ausbreitet und in und um ihn immer weiter Schaden anrichtet. Er ist eine traurige Figur in einem manipulierten Spiel geworden.
Ab und an versucht er auszubrechen, in Wagnissen die sein Leben bedrohen,  in dem er über übergroße Klippen oder einfach in die Tiefe springt, ohne zu wissen, was dort erscheinen mag, nur um immer wieder einmal zu spüren, das er lebt, so das er sein Herz für einen winzigen Augenblick wahrnehmen kann. Sein Herz, welches mit diesem Leben und jener Liebe durchströmt wird und welches ihn zu dem macht was er eigentlich ist. Der Druck in dem Wissen und Erfahren ist so groß, das er dieses Risiko einfach immer wieder eingehen muss.
Da kann er spüren das er nicht alleine ist und ein Teil seines Herzens auch noch woanders wohnt. Denn sie ist immer bei ihm und für ihn da. Dieses Stück von ihm wird von ihr immer am Leben gehalten. Ebenso wie eine Hälfte von ihr bei ihm ist, und ihm all die lebensnotwendige Kraft und den Mut immer wieder zum Vorschein bringt. Das Vertrauen darauf, das sich alles irgendwann einmal wenden wird.
Er liebt sie. Ja eigentlich ist er ihr verfallen. Trotz alle dem, er kann nichts anderes tun, als zu versuchen immer wieder das Herz in seiner Brust zu spüren und versuchen sie wenigstens einmal von der Entfernung aus zu sehen. Alles andere wäre für beide zu fatal. Er möchte einfach nicht, das sie wegen ihm leidet.
Zu gerne würde er wieder direkt Kontakt zu ihr aufnehmen. Zu gerne würde er sie mal wieder in seinen Armen halten und ihr Nahe sein. Nahe nicht nur durch diese Verbundenheit und diese wahre und aufrichtige Liebe die sie in sich tragen, sondern auch durch all das, was sie gesehen und erlebt haben. Zu gerne wäre er einfach bei ihr, um mit ihr zu lachen und zu weinen. Einfach mit ihr zu reden und zu schweigen. Sich einfach nur zu lieben und zu vereinen. Einfach bei ihr sein und einfach er selber zu sein.
Jedoch, all das sind ein Wunsch und seine Hoffnung. Seine Hoffnung und seine Kraft all dieses Leben und diesen Alltag zu überstehen. Alleine nur das Wissen, sie ist da. Das Wissen, sie durften sich begegnen und vom ersten Augenblick an lieben. Das Wissen, das sie sich eines Tages wiedersehen, wenn er den Mut und all seine Aufgaben erledigt hat, um ganz und gar nur für diese Liebe da und frei zu sein. Er hat gesehen und gespürt, das dies etwas ist, was nicht enden wird, sondern immer für ihn da ist. Eine Liebe die so stark ist, das sie beide davon nähren können.
So verliert er sich für die nächsten Augenblicke in seiner Erinnerung, um dann wieder sein Herz zu verschließen, damit er funktionieren kann, so wie man es von ihm erwartet, um sie treibend auf dem Fluss, aus sicherer Entfernung zu beobachten und nie wieder zu verlieren.


by Emma Wolff (08.02.2012)


2 Kommentare:

  1. Paßt "irgendwie" zu den Gedanken einer Nacht IV ...

    Laufen die beiden parallel?

    (Einige Stolperer hier werden Dir vielleicht selbst noch auffallen.)

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    1. Lieber Emil,

      erst einmal danke für die Hinweise.

      Geschichten des Lebens und Gedanken einer Nacht sind zwei unabhängige Geschichten. Jetzt wo du es sagst, muss ich dir recht geben, das es parallelen gibt. Jedoch war es nicht wirklich beabsichtigt.

      wünsche dir einen schönen Sonntag und
      Geschichten des Lebens erzählt jede Woche (Sonntag) eine Geschichte, eine Situation, einen Moment oder ein Bild aus dem Leben, welches um uns herum existiert oder (mit-) erlebt wird.
      http://emma-emmaswelt.blogspot.com/2012/01/geschichten-des-lebens-es-muss-sich.html

      Ich wünsche dir einen wundervollen Sonntag und schicke dir ganz viele liebe und dankbare Grüße in die Ferne.
      Emma

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