Freitag, 18. Juni 2010

Finales Spiel

 
Wie eine Maschine bewegst du dich. Anhaltend, zögerlicher schreitest du auf das Instrument zu, nur um immer und immer wieder in jedem deiner einzelnen Schritte zu verharren, besinnst du dich auf das, was du tun musst. Nur noch dieses eine Mal. Ein einigstes Mal zu spielen, was dir auferlegt wird. Deine Gabe sollst du nutzen um den Menschen zu erhellen. Ein Leuchten in die Dunkelheit zu bringen, in einem dir lebenslangen auferlegten Diktat. Das kannst und willst du nicht. Diejenige bist nicht du. Dies ist nicht die Sprache die du sprichst.
Gefangen in deinem eigenen Leib, spielst du mit voller Kraft die ersten Akkorde an. Immer schwerer fällt es dir die Leichtigkeit zuzulassen, um die Tasten anzuschlagen, die Töne zum klingen zu bringen. Das bist nicht du, die da spielt. Weinend, erdrückend schwer fällt dir die Musik. Die Narben deines Lebens sind auf deinen kleinen, filigranen Händen sichtbar, wie sie sonst in manch anderem Gesicht. Wie ein brodelnder Vulkan, deine Wut will einfach nur noch heraus. Du kannst sie nicht mehr halten und brichst für einen ganz kleinen Moment aus. 
Die Saiten werden umfunktioniert. Du schlägst auf sie ein. Mit deinen Nägeln kratzt, zerrst du an ihnen, als sollten sie da nicht sein. Doch die Besinnung fliegt wieder heran. Gibt es nichts anderes was du kannst? 
Willst nicht, dass man dir das auch noch nimmt. Für dich sind Hände nur dazu bestimmt. 
Dein innerer Druck baut sich immer weiter auf. Es gibt kein halten. Alles weitere nimmt seinen Lauf. Deine Seele, das Innerste schreit. Du zeigst jetzt dein wahres Gesicht. Vom Entsetzen des Betrachters bekommst du nichts mit. Alles sprudelt aus dir heraus. Eine Melodie die nur deine Sprache spricht. Nicht aber der Pflicht, einen Bild entspricht. Das einzigste was du noch vernehmen kannst, ist der Schlag deines Herzens, der Rhythmus deiner Musik. 
Bambarambam! 
Bambarambam! 
Alles rennt wie im Zeitraffer an dir vorbei, in einer Kraft, deiner unendlichen Leidenschaft. Lichter der Befreiung brechen aus dir heraus. In der bedrängten Dunkelheit stehst du im hellsten Schein. Erzählst die Geschichte deines Lebens. 
Bambaramabam! 
Schmerz und Leid ist zu vernehmen. Du kommst ins straucheln. Die Momente des kaum vorhandenen Glücks, so glockenklar. 
Ding! 
Ding! 
Ding! 
Ding! 
Im Takt deines Herzen, gefangen im deinem Sein, wird dieser Auftritt deine letzte Handlung sein. Das, was es von dir zu hören gibt. Getrieben von den Tönen. Alle Zeit immer schneller verrinnt. Der Schrei deines Spiels, deine Narben brechen auf. Denken kannst du jetzt nicht. Ringst um das erleben, rennst du um und mit deinem Leben. Du kommst ins taumeln. Erschöpfung macht sich breit. 
Ein Schlag. 
Ein stummer Schrei. 
Alles ist vorbei. 
Vorbei für alle Zeit. 
Dein Dasein wieder hinter dicken Mauern, in der Kälte verbringst. So konntest du einmal in deinem Leben wirklich sein. Berührtes den Hörer im Herzen und führtest ihn in deinen Bann. Auch wenn die Zeit zu kurz, zu schnell war vorbei, konntest du zeigen was es heißt, voll Liebe, Leidenschaft und Leben, einfach nur zu sein. Für diesen Augenblick, frei von allen Zwängen, Diktaten und Gefangenschaft zu sein, hat dich unendlich glücklich und voll Demut vor dem Leben gemacht. 
 
 
© by Emma (28.03.10)

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