Mittwoch, 9. März 2016

Hier ist noch Platz






Wieder ist eine Woche vorüber und man könnte fast sagen, der Höhepunkt der Fastenzeit ist erreicht.
Vom Beginn des Herzöffnens, über das Teilen  mit allen, ebenso das Verzeihen, wurden in den letzten drei Wochen schon sehr große Themen erreicht. Hier ist noch Platz ist ein weiterer Wegweiser durch die Fastenzeit, „Großes Herz, 7 Wochen aus der Enge.“
Wenn ich mir das Wochenthema so betrachte, dann hätte man es sehr gut mit dem von vor zwei Wochen verbinden können, in dem es ums Teilen ging. Je mehr ich diesen Satz „Hier ist noch Platz“ in mir wirken lassen, werde ich von Erlebnissen der letzten Tage berührt, in denen ich mich auf dem falschen Planet fühlte. Vor allem in der heutigen Zeit, in der Situation in der wir hier in Europa leben ist es ein wichtiger Gedanke, der noch dringender einen Ort braucht. Gleichzeitig muss man in der brenzligen Situation genau überlegen, welche Worte man wählt, damit man die Menschen erreicht und nicht gegeneinander aufbringt.
Am Ende bleibt mir nur die Erkenntnis, wir haben Platz. Wir haben genügend leeren und ungenutzten Raum, den wir mit anderen Menschen bewohnen können. Wie heißt es immer so schön, in der kleinsten Wohnung ist der größte Platz. Vielleicht bin ich in vielen Punkten auch wirklich anders, denn wenn es sein musste, haben wir auch schon mehr als einmal mit 4 Kindern in einer zwei Zimmerwohnung gelebt. Zwar nur an den Wochenenden, aber es war für alle ein Erlebnis. Es war bereichernd und hat dem Gefühl der Gemeinschaft nur geholfen. Alle mussten aufeinander Rücksicht nehmen und gleichzeitig konnten auch Bedürfnisse abgedeckt werden, die unter anderen Umständen nicht möglich gewesen wären.
Nun stelle ich mir die Frage, warum ist das hier in dieser Gesellschaft, wo  wir nicht nur im Überfluss leben, sondern wo wir auch Platz und Raum haben für alle möglichen Menschen, warum wir es nicht hinbekommen, diesen Raum auch zu nutzen. Warum können und kommen wir nicht mal über unser Grenzen hinaus und schauen, was es da alles gibt. Das es einfach ist, hat nie einer gesagt. So wie das Leben selber nicht einfach ist, selbst wenn es einfach ist. Aber warum, lassen wir uns beeinflussen von den medialen Berichten, den Politikern und vielen anderen mehr. Eben von dem Außen. Warum lassen wir uns Angst machen? Es sind Menschen wie du und ich auch. Sie wollen nichts anderes als in Frieden und in Liebe leben. Also warum, stellen wir uns dann so an. Warum wird eine Frau mit Kopftuch kritisch beäugt, nur weil sie selbstständig an der Kasse ihre Lebensmittel bezahlt. Die Verkäuferin macht einen angewiderten und skeptischen Gesichtsausdruck. Der Kundin steht die Angst ins Gesicht geschrieben und möchte am liebsten Fluchtartig den Laden verlassen und ich stehe daneben und verstehe die Welt nicht mehr, weil die Kundin vor mir fast in Panik ausbrach, nur weil ich sie anlächelte. Am nächsten Tag, verlangt ein Bulle von einem Mann, das sein Hund den Lebensmittelmarkt mit betreten darf, weil er Angst hat, das die paar fremdländisch wirkenden Männer ihn mitnehmen oder gar schlimmeres tun könnten. Im selben Moment springt eine andere Kundin bestimmt 10 Mal vor den Laden, selbst im Bezahlprozess, weil ihr Fahrrad nicht abgeschlossen war und die Männer es ja stehlen könnten.
Ich bin durch diese Gruppe von Männern gelaufen, bevor ich den Laden betrat. Ein paar von denen hatte ich auch schon ein paar Mal im Stadtbild gesehen und ganz ehrlich, ich kann nichts Negatives berichten, obgleich ich immer alleine und an dem Tag im dunklen an diesen Männern vorbei musste oder durch die Gruppe durch musste, weil sie sonst den Weg versperrten. Egal in welcher Situation, sie machten mir immer sofort Platz, sie waren immer höflich und zuvorkommend,  ganz im Gegenteil zu Menschen mit denen ich groß werden musste. Und nur weil sie unsere Sprache nicht können oder verzweifelt versuchen einen Platz auf dieser Welt zu finden, werden sie verurteilt. Das geht nicht in meinen kleinen naiven Kopf, denn ja in diesem Moment erscheine ich für die Welt naiv.
Es sind Menschen, nicht mehr und nicht weniger. Nicht alle sind gut, aber das hat nichts mit Nationalität oder Religion zu tun. Also warum machen wir nicht ein wenig Platz.
Selbstverständlich hat nicht jeder direkt Platz in seinen vier Wänden, aber jeder, wirklich jeder kann Platz in seinem Herzen machen. Lass los was Euch leiden lässt und diese Vorurteile, sind ein Anfang wie ihr Euch selber Leid erspart. Meine Erfahrung ist  das es sich lohnt, egal was und wie ein Mensch ist. Ein Mensch ist ein Mensch, dabei spielt es keine Rolle welcher Herkunft er entspringt, ob er Besonderheiten aufweist oder einfach noch einmal ganz anders ist wie jeder andere Mensch, einfach weil er so ist wie er ist. Wir können alle voneinander lernen und uns bereichern, da wir unterschiedliche Talente, Erfahrungen und Kräfte haben und wenn wir diese Bündeln, egal wie ein Mensch ist, dann können wir auch in einer Welt leben, die ein bisschen mehr Frieden in sich trägt und das ist das, was sich insgeheim jeder von uns wünscht.
Ich werde mein Herz weiter offen lassen und all die Begegnungen, die darin verborgenen Erfahrungen leben, damit ich weiterhin erfüllt sein kann, mit alle dem was mich ausmacht und zu dem macht was ich bin, ein Mensch.

Emma Wolff

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