Wieder ist eine Woche vorüber und man könnte fast sagen,
der Höhepunkt der Fastenzeit ist erreicht.
Vom Beginn des Herzöffnens, über das Teilen mit allen, ebenso das Verzeihen, wurden in
den letzten drei Wochen schon sehr große Themen erreicht. Hier ist noch Platz
ist ein weiterer Wegweiser durch die Fastenzeit, „Großes Herz, 7 Wochen aus der
Enge.“
Wenn ich mir das Wochenthema so betrachte, dann hätte man
es sehr gut mit dem von vor zwei Wochen verbinden können, in dem es ums Teilen
ging. Je mehr ich diesen Satz „Hier ist noch Platz“ in mir wirken lassen, werde
ich von Erlebnissen der letzten Tage berührt, in denen ich mich auf dem
falschen Planet fühlte. Vor allem in der heutigen Zeit, in der Situation in der
wir hier in Europa leben ist es ein wichtiger Gedanke, der noch dringender
einen Ort braucht. Gleichzeitig muss man in der brenzligen Situation genau
überlegen, welche Worte man wählt, damit man die Menschen erreicht und nicht
gegeneinander aufbringt.
Am Ende bleibt mir nur die Erkenntnis, wir haben Platz.
Wir haben genügend leeren und ungenutzten Raum, den wir mit anderen Menschen
bewohnen können. Wie heißt es immer so schön, in der kleinsten Wohnung ist der
größte Platz. Vielleicht bin ich in vielen Punkten auch wirklich anders, denn
wenn es sein musste, haben wir auch schon mehr als einmal mit 4 Kindern in
einer zwei Zimmerwohnung gelebt. Zwar nur an den Wochenenden, aber es war für
alle ein Erlebnis. Es war bereichernd und hat dem Gefühl der Gemeinschaft nur
geholfen. Alle mussten aufeinander Rücksicht nehmen und gleichzeitig konnten
auch Bedürfnisse abgedeckt werden, die unter anderen Umständen nicht möglich
gewesen wären.
Nun stelle ich mir die Frage, warum ist das hier in
dieser Gesellschaft, wo wir nicht nur im
Überfluss leben, sondern wo wir auch Platz und Raum haben für alle möglichen
Menschen, warum wir es nicht hinbekommen, diesen Raum auch zu nutzen. Warum
können und kommen wir nicht mal über unser Grenzen hinaus und schauen, was es
da alles gibt. Das es einfach ist, hat nie einer gesagt. So wie das Leben
selber nicht einfach ist, selbst wenn es einfach ist. Aber warum, lassen wir
uns beeinflussen von den medialen Berichten, den Politikern und vielen anderen
mehr. Eben von dem Außen. Warum lassen wir uns Angst machen? Es sind Menschen
wie du und ich auch. Sie wollen nichts anderes als in Frieden und in Liebe
leben. Also warum, stellen wir uns dann so an. Warum wird eine Frau mit
Kopftuch kritisch beäugt, nur weil sie selbstständig an der Kasse ihre
Lebensmittel bezahlt. Die Verkäuferin macht einen angewiderten und skeptischen
Gesichtsausdruck. Der Kundin steht die Angst ins Gesicht geschrieben und möchte
am liebsten Fluchtartig den Laden verlassen und ich stehe daneben und verstehe
die Welt nicht mehr, weil die Kundin vor mir fast in Panik ausbrach, nur weil
ich sie anlächelte. Am nächsten Tag, verlangt ein Bulle von einem Mann, das
sein Hund den Lebensmittelmarkt mit betreten darf, weil er Angst hat, das die
paar fremdländisch wirkenden Männer ihn mitnehmen oder gar schlimmeres tun
könnten. Im selben Moment springt eine andere Kundin bestimmt 10 Mal vor den
Laden, selbst im Bezahlprozess, weil ihr Fahrrad nicht abgeschlossen war und
die Männer es ja stehlen könnten.
Ich bin durch diese Gruppe von Männern gelaufen, bevor
ich den Laden betrat. Ein paar von denen hatte ich auch schon ein paar Mal im
Stadtbild gesehen und ganz ehrlich, ich kann nichts Negatives berichten, obgleich
ich immer alleine und an dem Tag im dunklen an diesen Männern vorbei musste
oder durch die Gruppe durch musste, weil sie sonst den Weg versperrten. Egal in
welcher Situation, sie machten mir immer sofort Platz, sie waren immer höflich
und zuvorkommend, ganz im Gegenteil zu
Menschen mit denen ich groß werden musste. Und nur weil sie unsere Sprache
nicht können oder verzweifelt versuchen einen Platz auf dieser Welt zu finden,
werden sie verurteilt. Das geht nicht in meinen kleinen naiven Kopf, denn ja in
diesem Moment erscheine ich für die Welt naiv.
Es sind Menschen, nicht mehr und nicht weniger. Nicht
alle sind gut, aber das hat nichts mit Nationalität oder Religion zu tun. Also
warum machen wir nicht ein wenig Platz.
Selbstverständlich hat nicht jeder direkt Platz in seinen
vier Wänden, aber jeder, wirklich jeder kann Platz in seinem Herzen machen.
Lass los was Euch leiden lässt und diese Vorurteile, sind ein Anfang wie ihr
Euch selber Leid erspart. Meine Erfahrung ist
das es sich lohnt, egal was und wie ein Mensch ist. Ein Mensch ist ein
Mensch, dabei spielt es keine Rolle welcher Herkunft er entspringt, ob er
Besonderheiten aufweist oder einfach noch einmal ganz anders ist wie jeder
andere Mensch, einfach weil er so ist wie er ist. Wir können alle voneinander
lernen und uns bereichern, da wir unterschiedliche Talente, Erfahrungen und
Kräfte haben und wenn wir diese Bündeln, egal wie ein Mensch ist, dann können
wir auch in einer Welt leben, die ein bisschen mehr Frieden in sich trägt und
das ist das, was sich insgeheim jeder von uns wünscht.
Ich werde mein Herz weiter offen lassen und all die
Begegnungen, die darin verborgenen Erfahrungen leben, damit ich weiterhin
erfüllt sein kann, mit alle dem was mich ausmacht und zu dem macht was ich bin,
ein Mensch.
Emma Wolff
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