Freitag, 4. Mai 2012

Geschichten des Lebens – Eine Zwischenbilanz




Seit drei Monaten schreibe ich nun „Geschichten des Lebens“.
Hat sich etwas ge- oder verändert?
Die unterschiedlichsten Resonanzen kamen auf mich zu und egal wie sie waren, ich war dankbar dafür und habe mich darüber gefreut, genauso wie ich sie auch alle sehr ernst genommen habe.
Zwischendurch habe ich schon einmal überlegt, sollte ich dieses Projekt weiterführen oder es einfach lassen. Zum einen, weil ich wirklich eine Menge zu tun habe und zum anderen, weil ich immer eine schöne Geschichte gesucht habe. Wobei dem aufmerksamen Leser aufgefallen sein dürfte, dass es nicht immer nur um schöne Dinge ging. Ich wollte, die kleinen Wunder die uns begegnen festhalten und auch nicht, das es zu emotional bzw. erdrückend ist. Leider musste ich aber feststellen, damit würde ich nicht die eigentlichen Geschichten des Lebens festhalten, da das Leben und der Tod, die Freude und das Leid, die Gewalt und die Liebe, sowie der Frieden und der Krieg immer direkt nebeneinander liegen und miteinander verbunden sind.
Persönlich erlebe ich sehr viele wundervolle Momente am Tag, ebenso wie ich auch traurige oder berührende erfahre. Die Geschichten des Lebens, sind aber viel mehr und sollten nicht mein Leben wiederspiegeln, sondern es sind Geschichten, die mir auf den unterschiedlichsten Eben des Erlebens begegnen.
Geschichten des Lebens, sind Erlebnisse oder Erzählungen die mich berührt und bewegt und nicht mehr losgelassen haben. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass diese Geschichten, meist nicht immer schön sind oder zumindest Geschichten sind, vor denen die meisten Menschen, aus den unterschiedlichsten Gründen, die Augen verschließen wollen.
Geschichten, die wir nicht gerne lesen, weil sie uns erinnern, weil sie uns zu sehr berühren, weil sie uns Angst machen, weil sie zu alltäglich erscheinen, weil sie vielleicht auch manchmal aus einer sehr naiven Sicht dargestellt werden, oder weil sie einfach zu emotional sind, das wir sie nicht in uns aufnehmen können oder wollen.
Eine Reaktion nach den drei Monaten war, „Es tut mir unendlich leid, aber ich kann bei dir nicht mehr weiterlesen, weil mich die Emotionalität zu sehr belastet, dass ich es nicht mehr ertragen kann.“ Dies kam dann auch noch von jemandem, der mir ebenso sagen würde, wenn etwas ein ganz großer Mist wäre oder etwas wunderschön ist. So nimmt man solch ein Feedback noch ernster, als wenn es von irgendjemand kommt, zu dem man keinen Bezug hat. Ebenfalls hat mich auch diese Ehrlichkeit sehr gefreut und berührt. Jedoch war es ein weiterer Punkt zu hinterfragen, weiter machen oder es einfach sein zu lassen.
Ich werde weiter machen, wobei ich jetzt nicht mehr einfach nur Rücksicht nehmen werde, sondern es so darstellen werde wie mir die Geschichten begegnen. Es ist nicht immer schön und es zeigt den schmalen Grat, aber das, ist das Leben und das was wir Menschen daraus machen.
So kann ich es nicht ändern, wenn mir der Tod in irgendeiner Form immer wieder begegnet, da er ebenso zum Leben gehört, wie das Leben, welches ich sehr intensiv lebe. Ich kann die Augen nicht vor Ungerechtigkeit und Gewalt verschließen, ebenso wie mich viele Dinge bewegen, weil ich sie nicht wirklich nachvollziehen kann, obgleich ich bei einer genauen Betrachtung, Beweggründe erkennen kann. In meinem Alltag nehme ich sie wahr und auf, und wenn ich helfen kann, dann helfe ich ohne lange zu überlegen oder es vorher auszudiskutieren.
So oder so, ich bin einfach nur da, höre zu oder nehme sie wahr, immer in der Hoffnung, ich könnte viele Dinge in meinem naiven und viel zu mitfühlendem Empfinden anschließend noch besser verstehen, damit ich vielleicht, und sei es bei mir oder in meinem verhältnismäßig kleinen Umfeld, etwas verändern kann.
Deswegen werde ich jetzt nicht mehr nur mit offenen Augen durch dieses Leben gehen, sondern ich werde auch aufhören zu schweigen, in dem Gedanken, es interessiert so oder so niemanden, denn am Ende wollen wir alle eine Veränderung in der Situation in der wir uns befinden. Nur wir können erst etwas verändern, wenn wir die Augen nicht mehr verschließen und genau hinschauen, damit wir aus diesem sehen und verstehen heraus, auch handeln können.
Es steht jedem Frei zu lesen oder es zu lassen, ebenso wie ich mir auch die Freiheit heraus nehmen werde, ob ich etwas in Lyrik- oder Prosaform darstellen werde.
Allerdings, ich gebe die Hoffnung nicht auf, das ich vielleicht auf diese Art und Weise, Menschen erreichen kann, damit sie für sich oder für andere Mut schöpfen können, um zu helfen, um zu verändern, oder um einfach nur zu leben, ohne getrieben zu sein, von einem übergroßen Ego, welches nach Aufmerksamkeit schreit oder getrieben von der Angst vorm Lieben und Leben.
Mut schöpfen um die Augen zu öffnen und aus dem Gesehenen oder Gelesenen etwas in und um sich zu bewegen.




Viele liebe und dankbare Grüße
Eure Emma 



4 Kommentare:

  1. Du hast mich mit allen Deinen Geschichten des Lebens erreicht. Sogar so, daß ich mehrmals lesen mußte, mich aber nie (oder nur seh selten) zu einer Rückmeldung aufraffen konnte. Die wären mir zu trivial vorgekommen …

    Ich bin gespannt auf weitere Episoden und auch auf die Antwort auf meine Frage, ob weniger Rücksichtnahme tatsächlich herauslesbar sein wird.

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    1. Hallo Emil,

      das freut mich sehr, dass ich dich erreicht habe und was das kommentieren angeht, so bin ich ja nun auch nicht immer dabei, wobei es mittlerweile schon ein Ritual geworden ist, das erste was ich jeden Tag lese ist dein One Day Blog, wobei ich zu der Zeit oft noch nicht in der Lage bin etwas zu schreiben.;)

      Nun zu deiner Frage, nun weiß ich nicht ob man einen Unterschied in den Texten selber bemerkt, wobei ich bei der Auswahl der Geschichte, von der Thematik her, nicht mehr ganz so Rücksichtsvoll sein werde, da es eben nun einmal das Leben ist und Geschichten sind, die mich beschäftigen oder sehr berührt haben.

      Ob es für den Leser, für dich wirklich eine Veränderung zu erkennen ist, das wird dann die Zeit bringen und weisen und auch wenn es heute diese Zwischenbilanz gab, so wird es so wie die letzten drei Monate auch, am Sonntag und immer wieder am Sonntag, die Geschichte des Lebens geben. ;)

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  2. Liebe Emma,

    es ist toll, dass du weitermachst.
    Nach meinem Gefühl geht es hier um vieles Verschiedene:

    Es ist richtig, das Leben hat nun mal zwei Seiten, doch nur wenn man hinsieht und das Nichtschöne wahrnimmt, kann man auch das Schöne erkennen.
    Es geht darum, dass sich die Menschen wieder als soziale Gemeinschaft begreifen und erkennen, dass ein Miteinander vieles lösen kann.

    Was die Menschen hier über Indien und die indische Kultur wissen ist gleich null. Meine Schwägerin in Indien wurde auch von ihrem Mann geschlagen, doch die Nachbarn haben hingesehen und hingehört und haben vor allem gehandelt. Die Männer sind zusammen zu ihrem Mann hingegangen und haben ihm angedroht, ihn zu lünchen, wenn er nicht aufhören würde.
    Es hat sich dann gezeigt, dass ihr Mann trotz Hilfe nicht mit seinem Gewaltproblem zurecht kam, weshalb er, unter dem Druck der Nachbarn, sich entschloss, als Mönch in ein Kloster zu gehen. Dort hat er dann tatsächlich seinen inneren Frieden gefunden und lebt noch immer dort.

    Die Familie ist trotzdem versorgt, weil viele Menschen zusammenlegen und helfen bzw. geholfen haben, bis der Sohn erwachsen war, der jetzt seine Mutter versorgt.

    In unserer indischen Nachbarschaft war eine ältere Frau, sie war Witwe und ihre beiden Söhne waren nach Europa gegangen, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Beide Söhne kamen in Europa ums Leben. Alle Nachbarn haben jeden Monat zusammengelegt, damit die Frau in ihrer Wohnung bleiben konnte. Die Nachbarn sind gemeinsam für die Miete aufgekommen, jeden Tag wurde sie von einem der Nachbarn besucht und sie war sozial integriert.

    Wo ich selbst aufgewachsen bin, im Saarland, habe ich ähnliches erlebt. Eine Nachbarin hatte schon früh ihren Mann verloren und ihr einziger Sohn war in Rußland gefallen. Bis ins hohe Alter war sie rüstig, doch dann auf die 90 zu ließ dies nach. Die Nachbarn legten zusammen und kauften ihr ein Tastentelfon mit Nummernspeicher. Wenn sie in Not war, brauchte sie nur eine Zahl drücken und ein Nachbar wurde alarmiert.
    Die Nachbarn wechselten sich ab, der Eine putzte ihre Wohnung, der Andere machte die Wäsche, wieder ein Anderer sorgte fürs Essen und gemeinschaftlich wurde der Garten genutzt. Dies taten die Nachbarn einfach so über viele Jahre, bis die Frau mit weit über 90 verstarb.

    JEDER kann einmal in eine Notsituation kommen und wäre dann froh, wenn irgend jemand ihm helfen würde.
    Meine Tochter war erst 8 Jahre alt, als ich wegen einer Herzschwäche für zwei Jahre nur noch im Rollstuhl sitzend meine Tochter und meinen Haushalt versorgen konnte. Nicht ein einziger Nachbar hat auch nur ein einziges Mal reingeschaut oder daran gedacht, meiner Tochter mal eine warme Mahlzeit zu ermöglichen.
    Meine Familie hatte sich von mir losgesagt, weil ich mich hatte scheiden lassen, sowohl meine indische Familie wie auch die deutsche Ziehfamilie, bei der ich aufwachsen mußte. Was wir sehr viele Jahre durch die Ignoranz von Nachbarn erlitten haben, möchte ich hier nicht wiedergeben, es wäre zu schmerzhaft.

    Wäre unsere Gesellschaft wieder in der Lage zu erkennen, dass wir nicht alleine sein müssen, dann würde vielen Menschen, egal ob Mann, Frau oder Kinder und sogar Tieren sehr viel Leid erspart.
    Und wenn man hinsieht und hinhört, kann man auch begreifen, welches Glück man selbst hat und schätzt ALLES was man hat.

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    1. Danke liebe Jyoti, ja genau darum geht es. Etwas auf eine andere Art, sehen und begreifen um aus Spiralen zu entkommen und Veränderungen hervorzurufen.
      Ganz viele liebe Grüße zu dir. ;)

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