Immer
wieder steht er da und weiß nicht wo sein Problem liegt. Wieso kommt er über diesen
einen Punkt nicht hinaus. Er starrt auf all die Blätter die mittlerweile
überall verstreut auf dem Boden liegen. Immer mehr Unmut macht sich in ihm
breit. Er ist wütend. Wütend auf sich und sein klägliches Versagen, sich selbst
und seinem Können gegenüber. ‚Wozu macht er das alles überhaupt’, fragt er sich
immer wieder. Es ist als sieht er den Wald vor lauter Bäumen nicht. Als hätte
sich eine Mauer vor ihm aufgetan und weiter darf er nicht kommen und gehen. ‚Wieso
schafft er es nicht sie zu durchbrechen.’ So viele Menschen haben diese Hürde
mit Leichtigkeit genommen und ihm will es einfach nicht gelingen.
Immer
wieder nimmt er sein Instrument und beginnt zu spielen. Doch alles was ertönt,
schmerzt ihn in seinen Ohren. Wie ein Versager fühlt er sich und das was er
will, gelingt ihm einfach nicht. Er will es doch aber so sehr. Alles schmerzt
ihm schon und die Saiten kann er kaum noch berühren. Jedoch, er muss. Er will, dass
es endlich funktioniert. Sein Blick versteinert sich immer mehr und wird so
kalt, wie die Melodie und das was ihn umgibt. In seinem Herzen ist Winter. Er
will das nicht. Er will es nicht nur können, sondern fühlen. Er muss fühlen
können was er spielt. Dennoch, solange er vor dieser Mauer steht, wird ihm das
nicht gelingen. Seine Wut steigt weiter an und irgendwann kann er sich nicht
mehr halten. All seine Noten schmeißt er durch die Luft und am liebsten möchte
er seine Geige vor die Wand schmeißen. Obwohl, irgendetwas in ihm bietet
Einhalt und er bricht weinend zusammen. All sein Schmerz und diese Last, lassen
ihn erschüttern und kommen ohne dass er es aufhalten kann zu Tage.
Erst
nach einer ganzen Weile schafft er es sich zu beruhigen und in ihm herrscht
absolute und vollkommene Leere. Keine Leere die schwer auf ihm lastet. Eine
Leere die er noch nie erlebt hat. Eine Leere die Leicht ist und er das Gefühl
von Bedeutungslosigkeit hat. Jedoch ist es wirklich Desinteresse? Irgendetwas
ist verschwunden, aber alles was ihn umgibt ist noch da.
In
dieser Gefühllosigkeit sammelt er die Blätter wieder ein und greift zu seinem
Instrument. Die Zeit des Übens ist noch nicht vorbei und er kann einfach nicht
anders als zu spielen.
So
beginnt er noch einmal von ganz vorne. Ohne einen weitern Gedanken zu
verschwenden fließen die ersten Töne. Alles ist noch etwas zaghaft. Die
Erfahrung der letzten Stunden hängt ihm noch nach. Je mehr er die Noten mit
seinen Augen verfolgt, geschieht alles von ganz alleine. Er ist voll und ganz
bei dem was geschrieben steht und nichts ist mehr da, was ihn ablenken kann. Immer
weicher wird das Gespielte. Immer mehr beginnt in ihm das Feuer wieder zu
lodern und jeder einzelne Ton kommt wie von alleine. Sein Herz öffnet sich
immer mehr und jede Kälte in ihm verschwindet voll und ganz. Die Gefühllosigkeit
in ihm verschwindet und diese Leere füllt sich immer mehr, mit allem was aus
ihm entspringt. Jeder Ton ist eine Faser seiner Natur. Er fühlt und spürt und
wird eins mit der Melodie. Alles erwacht langsam und immer mehr vernimmt er die
Liebe zu all dem Ganzen. Die Liebe zu sich, zur Musik und die Liebe zu all dem was
ihm umgibt. Ein Strahlen, welches durch die Schwingungen jedes verbundenen
Tones zum Tragen kommt.
Ohne,
das er jemals davon mitbekommen wird, bleibt eine Frau vor dem geöffneten
Fenster stehen und lauscht diesen erhabenen, warmen und voll Liebe gefüllten
Klängen. Einen kleinen Moment hält sie die Zeit an und lässt sich von diesem
ganzen berühren und verspürt wie das Eis schmilzt und im Rausch des Momentes
und der Klänge zu neuem Leben erblüht.
©
by Emma Wolff (1.3.2012)
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