Sonntag, 25. November 2012

Geschichten des Lebens XLIV – Hier und Jetzt, Leben.




Tod und Geburt. Wenn ihr eines Bewusst wird, dann das dies noch näher beieinander liegen, als sie vor ein paar Jahren noch glaubte. In dem einen Moment bekommt sie die Nachricht, dass jemand gestorben ist und im nächsten Augenblick, werden Freunde endlich Eltern und präsentieren ihr das gerade geborene Kind. Freude und Trauer liegen neben einander und je älter sie wird, desto mehr nimmt sie das wahr. Nur mit dem Unterschied, das die Nachrichten von Verstorbenen immer häufiger erreichen, oder ist es ihr vorher nur nicht so bewusst aufgefallen?
Liegt es am Alter?
Jedenfalls gehen ihr die Todesanzeigen immer sehr nahe und es fällt ihr immer schwerer sich über die Geburt zu freuen. Zumindest kann sie es nicht so zeigen und teilen, wie sie es möchte. Natürlich freut sie sich über dies neu begonnene Leben, allerdings die Trauer über den Verlust von Menschen überwiegt so dermaßen, dass sie damit zu sehr beschäftigt ist. Selbst auf die Frage, wieso es so ist, hat sie schon lange eine Antwort gefunden. Es ist die Demut vor dem Leben und das Wissen um die Vergänglichkeit des Lebens. Die Vergänglichkeit der Zeit. Der Verfall des Daseins, ihres Seins. Jede dieser Botschaften gehen ihr durch Mark und Bein. Sie wundert sich noch nicht einmal mehr, warum alle in den letzten Monaten dieselbe oder eine ähnliche Ursache hatten. Ebenso, wie es sie nicht mehr wundert, dass die meisten von ihnen vorher Kerngesund waren. Und dennoch hat ihr Herz einfach aufgehört zu schlagen. Sei sind alle einfach entschlafen. Dadurch wurde ihr immer bewusster, das der Tod, vor nichts und niemanden halt macht. Erst recht nicht vor dem Alter.

Das macht ihr Angst und im ersten Moment lähmt es sie. Sie ist gelähmt, von der Nachricht, denn sie wurden immer jünger. Der Tod hatte ihr Alter erreicht, ebenso wie sie Angst davor hat, das sie das Leben nicht wirklich genutzt hat. Hat sie es genutzt so wie es vorhergesehen war, oder hat sie ihre Zeit in irgendwelchen Kämpfen verschwendet, die ihr meist selber Leid zufügen. Hat sie den Menschen und Wesen um sich herum auch die Liebe und Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen, die sie brauchen, oder ist sie einfach über alles hinweg gegangen?

Heute fragt sie sich diese Fragen nicht mehr. Nein, sie versucht jede dieser Botschaften für sich zu nutzen und daraus mitzunehmen, was sie kann. Wobei ihr immer mehr bewusst wird, wie kostbar und wie wertvoll das Leben ist. Wie vergänglich und unberechenbar die Zeit ist.
Jedes Mal stellt sie sich dem Schmerz der Trauer und der Gehemmtheit, die die Angst ihr initiiert. Sie will darin nicht vergehen. Sie will leben. Sie will in der Angst nicht verharren, sondern die Zeit die ihr noch bleibt nutzen, da sie nicht weiß, wie viel es noch sein wird. Das Einzige was sie weiß ist, das sie auf viele Dinge keinen Einfluss hat und alles seinen Grund hat. Sie ist in der Gewissheit, dass in dem auch eine Aufgabe liegt. Sobald sie spürt, das sich etwas ändert, das sie etwas Ändern muss, das sie auf ihrem Weg abbiegen muss, dann nutzt sie die Möglichkeit, da die Zeit eben zu knapp und das Leben zu wertvoll ist. Das ist das Einzige was sie hat und das will sie nutzen.

Sie will Liebe schenken und teilen. Sie möchte die Aufgaben die sie finden, nehmen und nur ein erfülltes Leben führen. Sie besinnt sich auf das Notwendigste und den Sinn in ihrem Leben. Am liebsten möchte sie diese Erfahrungen an alle Menschen weitergeben. Nur das ist ihr nicht gegeben. Was ist ihr gegeben? Sie kann einfach nur da sein und kann versuchen zu helfen. Sie kann versuchen zu leben, in der Hoffnung, dass es immer mehr Menschen erkennen. Das sie erkennen, dass all ihre Ängste, geboren aus ihren Erfahrungen nur Gedanken und Projektionen sind. Das diese sie hemmen kontinuierlich wahrhaft zu leben und zu lieben. Das sie die Möglichkeiten des Lebens und der Liebe einfach nutzen und nicht die Angst, die so genannte Vernunft all das nimmt, was sie erfüllt.
Ja, das weiterzugeben. Die Menschen mit Augenblicken zu erfreuen. Ihnen Liebe zu schenken und die Aufgaben die sich in dem Moment des Lebens stellen, zu nehmen. Die Zeit zu nutzen. Einfach, Hier und Jetzt zu leben.


© by Emma Wolff (25.09.2012)






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